crazy

The Green Inferno

Gekackt & zerkreischt

von Leimbacher-Mario
Das Kannibalen-Subgenre der späten 70er und frühen 80er ist schon eine saftige Sache für sich. Dreckig. Blutig. Krank. Pervers. Spaßig. Trashig. Billig. Gewieft. Unverschämt. Innovativ. Sparsam. Viele Adjektive passen auf die berühmt-berüchtigten Italo-Schocker, die sich irgendwie in unsere Herzen gemampft haben. Von Meilensteinen wie "Cannibal Holocaust" bis eher geheimeren Tipps à la "Cut and Run". Eli Roth ist genauso Fan wie Regisseur, sodass er mit "The Green Inferno" vor diesen galligen Exploitationern den Hut zieht. Ein überfälliges wie mutiges Unterfangen vom neuen Goreprinzen Hollywoods, was sich in jahrelangen Vertriebsproblemen dieses grünen Mondo-Infernos bemerkbar machte. Dabei ist das Dschungelmassaker nur selten wirklich ernst zu nehmen und Roth hat schon härtere Filme gemacht - doch Kannibalenfilme sind eben immer noch Kannibalenfilme. Ihren Ruf werden sie auch nach fast 40 Jahren nicht los. Egal, die proteinreiche Schlachtplatte hat zum Glück doch noch das Licht der Welt erblickt. Und sie schmeckt gut! Ein delikat gewürztes Buffet aus Terrorsoufflee und Schwarzhumor-Eintopf, das den Anhängern dieser zweifelhaften Gattung wohl bekommt. Keine Fünf-Sterne-Küche, aber Fast Food at its finest.

Wir folgen einer Gruppe höchst unsympathischer Hippster und Wannabe-Umweltaktivisten, die im Dschungel abstürzen und von den Eingeboren zu einem All-You-Can-Eat-Buffet verarbeitet werden ... "The Green Inferno" ist Roth pur. Alles, was sich Film und Regisseur vornehmen, gelingt hier. Nicht mehr, nicht weniger. In dem, was er sein will, hat er Erfolg. Und die Erwartungen und Hoffnungen der abgehärteten Fans werden ebenfalls größtenteils erfüllt. Obwohl in Sachen Bodycount und kreativen Kills sicher noch Luft nach oben gewesen wäre. Von Zartbesaiteten ist Roths Hommage an Lenzi und Co. trotzdem fernzuhalten. Vielleicht sogar gerade wegen des kranken, bitterbösen Humors, der das Ding oft zynisch Richtung Satire schiebt. Außerdem sind die Menschenfresser-Hits von damals auch schon lange nicht mehr das Gewalt-Nonplusultra, schockierend oder zum Fürchten. Roth weiß, wann er Gas geben und Panik schüren muss, das gelingt ihm auch besser denn je, doch er weiß es ebenso mit perfiden Szenen das alptraumhafte Szenario aufzulockern. Wenn man denn mit dem Humor klarkommt. Und sich mit den arschigen Figuren (und oft dilettantischen Darstellern) abfindet, die mittlerweile ja schon zu so etwas wie Roths Markenzeichen geworden sind. Es gibt Easter Eggs und Insider zu den verbotenen Klassikern des schlechten Geschmacks zu entdecken und die Leidenschaft zu seinen fragwürdigen Vorbildern ist jederzeit am pulsieren. Hektisch, grün, barbarisch, lecker.

Fazit: Eine wunderbar absurde und blutige Hommage an eines der schmutzigsten Subgenres, das das Kino je hatte. Eli Roth ist unübersehbar Hardcore-Fan der alten Kannibalen-Schinken, von Holocaust bis Ferox, und er erweist ihnen kurzweilig die Ehre. Von Ruggero bis Umberto gehen die abgekauten Daumen sicher hoch.
Leimbacher-Mario

04.04.2018, 11:48



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