Sion Sono surrealvon Leimbacher-Mario | |
Ich habe noch nie einen Sion-Sono-Film gesehen, auch wenn moderne Klassiker wie "Love Exposure" weit oben auf meiner "Noch-nachzuholen"-Liste stehen. Also wisst ihr, was euch bei diesem Review erwartet, Objektivität & so ;). "Tag" ist ein besonderer Film, ein unabhängiger, fast unbändiger & vor allem unberechenbarer Film, der nur seinem unheimlich kreativen Meister Sono gehorcht. Dafür braucht man keine Erfahrung mit ihm. Ein klassischer Fall von Love-or-Hate. Und da ich den Schlüssel nicht gefunden habe - dafür aber eine Menge Langeweile, Kopfschütteln & Ratlosigkeit -, darf man mich ruhig zur Hate-Seite zählen. Während ich ihn also eher als einen der anstrengenderen, schwächeren Filme der FFF White Nights aufgenommen habe, gab es genauso extrem positive Stimmen. Wer den Film objektiv gesehen hat, wird beide Seiten sicher absolut nachvollziehen können. In diesem kaum zu beschreibenden Fiebertraum eines Schulmädchen-Popo-Fans durchläuft eine junge Heldin mehrere gefährliche, sehr surreale Situationen. Ein höllischer Wind durchschneidet Fleisch wie Butter, Lehrer, die gerne Spontan-Massaker veranstalten oder einfach mal ganze Änderungen ihres Charakters bzw. Erscheinungsbilds. Eine abgedrehte Mischung aus "Battle Royale", Videospiel & Cronenbergs unterschätztem "eXistenz". Manchmal zum Wegschmeißen lustig, öfters zum Einschlafen. "Tag" ist eine tickende Bombe, die einem bei Explosion Schlüpper, Gedärme & Abstrusitäten um die Ohren haut. Und gehörig Gesellschaftskritik - wobei vor allem die Männer nicht gut weg kommen. Kann ich mit leben. Muss ich mit leben. Optisch ist der Film aufregend, wirkt aber eher unscharf, manchmal sogar billig & vielleicht sogar überhastet. Kein Wunder bei Sonos Output an Filmen. Auch die Fülle an Ideen überfordert - zumindest beim ersten Sehen. Vollgestopft & überladen wäre untertrieben. Genial & bahnbrechend übertrieben. Auch wenn mir der Grundgedanke als Teilzeit-Zocker gefällt & konsequent erscheint, verlor ich schon vor dem (etwas) aufklärenden Finale die Lust am Film. Einfach nicht meine Tasse Blut. Ein kurioser Mix aus Trash & intelligentem Kultfilm - findet sicher & zu recht sein Publikum. Ich gehöre nicht dazu. Ein fast essenzieller zweiter Durchlauf, dann ähnlich wie bei einem Spiel+, mit der Erfahrung & dem Wissen aus dem ersten Durchgang, wirkt auf mich ansprechend & abstoßend gleichzeitig... ich weiß nicht :/ Muss aber, glaube ich, sein. Fazit: der Wind, der Wind, das notgeile Kind... sicher/hoffentlich nicht Sonos Stärkster, aber insbesondere Fans kommen scheinbar auf ihre Kosten & er zeigt mehr Facetten, als man zählen kann. Ich fand allerdings kaum Zugang & stehe einem zweiten Gucken nur sehr widerwillig gegenüber :( | |
![]() sah diesen Film im Residenz, Köln | 13.04.2016, 14:21 |
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