Ich bremse auch für Monster!von Leimbacher-Mario | |
Ambition ist die halbe Miete. Clive Barker hat in seine zweite Regiearbeit alles reingepackt, was er im Köcher hatte. Episch. Einfach nur episch. Vielleicht etwas überambitioniert und wirr, holprig und ruppig, aber insgesamt super fesselnd, faszinierend, mutig und einzigartig. GAU und Erfolg in Personalunion. Großes Fantasykino, eher Monster Madness mit Herz als echter Horror. Irgendwo zwischen Shangri-La, dem siebten Kreis der Hölle und "Freaks". Sicher einer der Lieblingsfilme von Guillermo Del Toro, von dem ich mir auch ein Remake oder eine Mini-Serie über Midion und seine grausam-lieblichen Bewohner vorstellen könnte. Ein Herz für Monster und Außenseiter. Ein Wok voller Knallfrösche. Keine Minute langweilig. Immer überraschend und kreativ wie Satans Schlafgemach. Wir folgen einem scheinbar psychisch Kranken zu einem begehrten Friedhof und Örtchen namens Midion, wo sich unter der Erde die düsteren Randgestalten unserer Welt eine kleine Stadt gebaut haben... Gesehen habe ich den Director’s Cut, der meiner Meinung nach eine gute Mischung aus Ausführlichkeit und Kurzweile bietet. Der noch längere Cabal Cut ist wohl nur für (und ursprünglich auch von) den Hardcore-Fans dieses liebenswerten Kultfilms. "Nightbreed" ist ein ganz eigener Hybrid, mit wenig vergleichbar. Einerseits klar Barker und wohl der Höhepunkt seines Schaffens, andererseits auch ein feiner Liebesbrief an die Unterseite unserer Welt, an die Fratze unserer Gesellschaft, die vielleicht gar nicht so grausam ist, wie wir uns alpträumen. Das Finale ist einfach nur bombastisch, David Cronenberg (!) als gruseliger Slasher-Psycho ist eine elegante, eigenartige Wahl und die unzähligen Masken und Kostüme, jedes für sich einzigartig und grandios, sind schlicht nicht von dieser Welt. Wenn die Freundin des Protagonisten einen ersten und längeren Spaziergang durch Midion unternimmt und dabei dessen Bewohnern über den Weg läuft, dann ist das unglaublich, handgemacht und fast schon ein Highlight des Jahrzehnts. Und wem das nicht genügt, dem haut Danny Elfman auf seinem Zenit einen Spitzenscore um die Ohren. Das gehört alles auf die große Leinwand. Wären Schnitt und Erzählung etwas konzentrierter und professioneller und bodenständiger, der Ton nicht über all quer verteilt und die Darsteller etwas gleichmäßiger, dann wäre er zweifellos einer meiner absoluten Favoriten. Aber auch so: Killerding mit Leidenschaft und Erfindungsreichtum, das keine Bremse und Grenzen kennt. Geht aufs Ganze. Und gewinnt für mich. Fazit: H.P. Lovecraft präsentiert: Freaks. Ein Herz für Nachtschattengewächse. Ein Ding der Unmöglichkeit. Selten hat man mehr zu den Monstern gehalten. | |
Leimbacher-Mario | 09.11.2018, 14:59 |
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