crazy

The World of Kanako

Review

von MarxBrother81
Der Film beginnt wie die jüngste Grindhouse-Filmwelle von Rodriguez/Tarantino: Erst ein langer Trailermoment (aka Planet Terror), der aber zum Inhalt des Films beiträgt und keine andere Filmvorschau separat faked. Dann der Vorspann, der einen wilden Ritt ankündigt und ihn im Minutentakt auch einhält! Die Buchstaben diesmal nicht in altehrwürdigen Insel-Credits, sondern in griechischer Schrift und im Stil des 70er Jahre Trashmodus, die bunt und schrill über den Bildschirm flackern. Und schon geht es los, mit dem Marsch des einsamen, soziopathischen Wolfes durch die normale, soziale Zivilisation voller konservativer, normal wirkender Mitmenschen.

Akikazu ist ein Widerling erster Güte: Er zwingt Frauen zum Sex, hindert seine Tochter aber daran welchen zu haben, indem er einfach ihr Date stört und zerstört. Ein Ignorant, ein isoliertes Wrack der nur seine Absichten und Ansichten in den Vordergrund stellt und rückt. Sein Hirn ist zerfressen von Wut, Hass und Egomanie, das es dem Zuschauer nicht immer leicht fällt diesem Menschen bei seinen Taten empathisch zu folgen.

Oft fühlt man sich durch den Rhythmus des monoton wirkenden Films verstört. Nakashimas Figuren sind natürlich, echt, realistisch. Sie leben in einer Welt, die es so gibt, aber von Surrealismus immer wieder mal durchbrochen wird.

Anders als bei seinem Kollegen Takashi Miike, dem Surrealisten schlechthin, ist Nakashima noch recht bodenständig und versucht die Auf-die-Fresse-Dramatik durch den Sog der faszinierenden Bilder zu entfachen. Das gelingt ihm recht gut, doch gibt es auch vermehrt Schwächen zu begutachten: Wackelbilder, die den modernen Dokustyle präsentieren, tauchen leider auch auf und nicht zu knapp. Und ich hasse diesen Style, da er auf mich oft billig und dilettantisch wirkt!

Mir hätte es zudem besser gefallen, wenn der Soundtrack komplett japanisch geklungen und nicht verwestlicht wäre. Auch die vielen Schnitte zwischen den Szenen und Dialogen (der Cutter hatte wohl viel Kaffee zu sich genommen) sind gewöhnungsbedürftig und können auch mal anstrengend sein.

Wer altbackene Eastern-Optik aus Nippon erwartet, der wird überrascht sein wie mangaesk dieser Film doch ist. Für „Transformers“-Fans wird der Film wohl eine Tiefe haben, die sie nicht vertragen werden, für anspruchsvolle Seher asiatischer Filme geht es zweischneidig zur Sache, da man immer was finden kann was nicht perfekt ist. Der Südkoreaner Park Chan Wook (Oldboy) z. B. kann solche Themen in seinen Filmen besser miteinander kombinieren und ist zusammen mit seinem Landsmann Kim Ki Duk (The Isle) meines Erachten ungeschlagen auf diesem Sektor.

Kein zweiter „I saw the Devil“, aber im Ganzen gesehen ist der Film spannend, brutal, bitterböse und auch noch gut gemacht. (Auch wenn das CGI nicht sein müsste!)
MarxBrother81

22.09.2016, 02:16



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