Bären, Bälle, Blutvergießenvon Dr_Schaedel | |
Ich kann die Verärgerung der Vorredner nicht ganz nachvollziehen. Natürlich war beim alljährlichen Panoptikum auch dieses Jahr wieder nicht jeder Film ein Volltreffer, und natürlich ließ einen auch diesmal manches ratlos oder enttäuscht zurück, aber es gab doch auch wieder einiges zu lachen und staunen fürs Geld. Die Filme im Einzelnen: ARCANA: Der Tiefpunkt gleich zu Beginn. Auf 11 Minuten ausgewalztes Gepose mit einer Kunstblut-Feijoada im Zentrum und einem Nichts von Story. Als Fingerübung für Maske und Requisite ganz okay, aber kein Film. (2/10) TWENTY FOURTY THREE: Auch schwach. Versatzstücke aus allerlei Endzeitfilmen werden zu einem wenig originellen Geschichtchen zusammengefügt, das entsprechend auch wenig Eindruck hinterlässt. Immerhin: Titten. (4/10) INTERESTING BALL: Fliehende Kühlschränke, „Bro-Transformers“, eine ganz besonders enge Freundschaft und ein aus Eifersucht erschossener roter Ball… Herrlich anzusehender Wahnwitz von den SWISS ARMY MAN-Machern (hätte aber auch von Quentin Dupieux sein können), bei dem nur die finale Botschaft mit kosmischem Geschwurbel etwas die Stimmung trübt. Daher kleine Abzüge. (7,5/10) GROWING PAINS: Schön gemachte animierte Parabel auf die erwachende Sexualität bei Jungs, mit allen Ängsten und Sehnsüchten, die dazugehören. Ein wenig bedächtig, aber charmant. Aber: Fürs FFF fast ein bisschen zu brav und zu glatt. Würde besser zu Animations- oder Jugendfilmfestivals passen, wäre dort aber ein sehr wertvoller Beitrag. (7/10) SETH: Fängt ziemlich albern an, steigert sich dann aber zu einer rührenden Vater-Sohn-Geschichte, die in der versöhnlichen Botschaft gipfelt: Nimm die Menschen, wie sie sind. Weil das noch nicht oft so originell illustriert wurde (Stichwort: THE GODFATHER) wie hier, gibt es begeisterte 9 von 10 Punkten. UNCANNY VALLEY: Interessante Auseinandersetzung mit Realität und Virtualität, die wegen ihres semi-dokumentarischen Charakters nachdenklicher stimmt als MATRIX oder AVALON. Darüberhinaus auf hohem technischen Niveau. (8/10) DECORADO: Inzwischen erkennt man spanische Animationsfilme schon an den großen, leeren Augen (vgl. BIRDBOY), das signalisiert schon, was einen erwartet: süßer Look und morbider Inhalt, so ist es auch hier. Leider ein wenig sinnlos, nicht sehr lustig und allenfalls wegen der Radierungs-Optik erinnernswert. (5/10) THE BLACK BEAR: Der Lacher-Kracher zum Wiederwachwerden nach zeitweisem Sekundenschlaf bei dem dieses Jahr über 2-stündigen Kurzfilmblock: Belgische Vollpfosten tapsen durch die Wälder und treffen den Bärenmarke-Bären, der sich schnell als schwer wieder loszuwerdender Albtraum entpuppt, welcher die Truppe Glied für Glied dezimiert. Übermütiger Quatsch, wie man ihn beim FFF erwartet, aber natürlich keine große Filmkunst. (7/10) KOOKIE: Wow, es gibt sie noch: Kurzfilme, die genau das sind: Ein Spielfilm in Kurzform. Hier ein sehr Stephen-King-eskes kleines Filmchen um ein kleines Mädchen (die Ähnlichkeit mit Drew Barrymore in KATZENAUGE ist sicher gewollt) und eine unheimliche Keksdose, das aber auch weder inhaltlich noch formal viel Neues bietet und eher wie eine ungesendete TALES FROM THE CRYPT-Episode anmutet. (6,5/10) | |
Dr_Schaedel sah diesen Film im Cinemaxx, München | 28.08.2016, 14:04 |
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