Under the Shadow

Burkini-Grusel

von Leimbacher-Mario
Schon mit dem künstlerisch wertvollen "A Girl Walks Home Alone" rief sich der Iran auf die Genrelandkarte, damals doppelt skandalös sogar noch durch eine Frau auf dem Regiestuhl. Und "Under The Shadow" wird qualitativ diese Ehre sogar noch weiter in die Welt der Gruselfreunde tragen, denn er ist ganz einfach einer der cleversten & zum Nachdenken anregendsten, ohne billige Effekthascherei auskommenden Horrorfilme der letzten Jahre. Thematisch & künstlerisch mit dem "Babadook" verschwägert, doch vielleicht sogar noch eigenständiger & besonderer. Ganz sicher politischer, gesellschaftskritischer & exotischer - alles durch sein Setting im Iran-Irak-Krieg der 80er-Jahre. Und ganz sicher mit einem weniger nervigen Kind. Denn als die ersten Bomben auf das Haus einer iranischen Familie fallen, wird aus einem Familiendrama & dem Kampf einer Frau um Anerkennung ganz schnell ein effektiver, atmosphärischer unglaublich dichter Djinn-Grusler, der einem die Nackenhaare zu Berge stehen lässt.

Ganz anders als westliche Horrorfilme, jagte mir dieser Kampf einer starken Mutter & ihrer süßen Tochter gegen eindringende dunkle Mächte massiv Angst ein. Selbst wenn nichts passierte, was es lange Zeit tut, war ich am Rande meines Sitzes. Und das nach schon 3 geguckten Festival-Filmen. Der Wahnsinn & ein absoluter Gourmethappen für Freunde des stilvollen Horrors. Das wir der grandios dargestellten iranischen Kleinfamilie in der ersten Hälfte des Films so nah kommen, macht sein dunkles Finale umso nervenaufreibender. Die Anspannung war bei mir durchgehend auf 100. Und da ganz große Horrorfilme natürlich noch mehr bieten als reine Spannung, bieten der Krieg, die Gleichberechtigung oder Religion & Aberglaube noch genug Ansätze, auch die Freunde der Meta-Metaphern anzuregen. Sicher wird dieses kleine Gem weltweit noch große Wellen schlagen & seinen Teil zur Renaissance guter Horrorfilme beitragen. Im besten Fall sogar zur Verbesserung der Lage der Kunst, der Gesellschaft & der Nation seiner iranischen Heimat.

Fazit: die Geister, die ich nicht rief. Gänsehaut-Grusler aus dem Iran, für Fans des "Babadooks" & der gepflegten Spannung! Der Iran kommt genrefilmtechnisch richtig gut ins Rollen, trotz noch immer unfassbar einschränkender Gesetze im eigenen Land! Weiter so, eine Horrorperle!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

05.09.2016, 03:22



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