Deprimierendes Zombie-Dramavon D.S. | |
Man kann manchmal fast den Eindruck gewinnen, der FFF-Gänger sei nur auf Spektakel gepolt. Ruhige Filme haben jedenfalls wirklich einen schweren Stand – was natürlich auch kein Wunder ist, schließlich hat die eigene Aufmerksamkeit inmitten des Dauerfilmfeuerwerks Grenzen. Da muss von einem Film schon etwas irgendwie Besonderes geboten werden, um herauszustechen. Etwas Besonderes hat HERE ALONE im eigentlichen Sinne nicht – es handelt sich vielmehr um eine Alltagsbeobachtung aus der Zeit nach der Zombie- bzw. Viren-Apokalypse. Also aus einer Zeit, in der es keinen Alltag mehr gibt. Eine ruhig gefilmte Beobachtung einer einsamen Überlebenden, die sich die nötige Muße nimmt, um uns die Figur wirklich näherzubringen, die kaum über genretypische Handlungshöhepunkte verfügt, die statt der Horror- und Action- die dramatische, persönliche Seite des Themas in den Fokus rückt. Und damit hat der Film dann eben doch etwas ganz Besonderes. Denn so authentisch hat sich ein Blick in die zombieverseuchte Lebenswelt ganz normaler Durchschnittsmenschen selten angefühlt: Man kann sich äußerst gut in ihre Versuche, mit der Situation klarzukommen, hineinversetzen und ertappt sich häufiger bei der Überlegung, wie man sich selbst wohl gerade an ihrer Stelle verhalten würde. Wie gesagt, actionreich ist das Ganze wirklich nicht – die überall lauernde Bedrohung ist jedoch jederzeit spürbar, die Anspannung hoch, die Atmosphäre vor allem bei den Ausflügen zur Nahrungsbeschaffung aus der Sicherheit des einsamen Waldes in ehemals belebtes Gebiet intensiv. Als Kammerspiel im Stile von THE SURVIVALIST kann man HERE ALONE dabei nur bedingt bezeichnen – die erwähnten Ausflüge und regelmäßige Rückblenden eröffnen eine deutlich größere Welt. Vor allem aber entwickelt sich Stück für Stück ein wirklich nahegehendes Drama vor unseren Augen. Sowohl, was die Hintergrundgeschichte unserer Hauptfigur angeht als auch was das betrifft, das aus ihrer Begegnung mit zwei weiteren Überlebenden entsteht. Vielleicht einer der deprimierendsten Zombiefilme aller Zeiten. Insgesamt ist der Film deshalb eine echte Empfehlung für Zuschauer mit Interesse an ernsthaften, schmerzhaften, sich weder in Figurenzeichnung noch Handlungsentwicklung dumm anfühlenden Dramen. Und nebenbei auch für alle, die schon immer mal sehen wollten, wie ein Zombie ein Eichhörnchen frisst. Gute 6 Punkte. Für mehr haben mir dann heute doch auch selbst die nötige Geduld und Aufmerksamkeit gefehlt. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 05.09.2016, 05:58 |
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