Don’t Grow Up

Erwachsen werden ist mehr als scheiße

von Leimbacher-Mario
Zombies, Endzeit, Apocalypse - dieses Jahr, oder eigentlich seit dem Walking-Dead-Hype, ein überlaufenes, extrem gefragtes Thema. "Don’t Grow Up" des französischen "Goal of the Dead"-Regisseurs reiht sich da ein - allerdings mit ziemlich allein auf der Welt gelassenen Teenagern, deren größte Angst das Erwachsenwerden ist oder sein sollte. Denn sobald ein gewisser Reifegrad erreicht zu sein scheint, verwandelt man sich in dieser untergegangenen Zivilisation in amoklaufende Bestien. Und da Neverland etwas zu weit entfernt scheint, sieht die Zukunft für unsere Bande an Noch-Nicht-Ganz-Erwachsenen eher blutig als rosig aus...

Anders als bei seinem Fußball-Zombie-Epos kommt Regisseur Thierry Poiraud hier schnell zum Punkt & nutzt die kurze Laufzeit. Selbst wenn in den letzten Minuten etwas gehetzt & abgeschnitten wird. Vielleicht wollte er ja auch diesmal noch weiter ausholen & es wurde ihm nicht gestattet. Möglich wär’s. Der Film legt gar keinen großen Schwerpunkt auf die Zombie-Thematik, es geht viel eher um die britischen Teenager, was es heißt, erwachsen zu werden/sein & um ihre Isolation & das Verhalten in der Gruppe. Ein sehr cooler Coming-of-Age-Ansatz & in dieser Kombi so noch nie gesehen. Und wenn es dann mal ausartet & die Verrückten bzw. Erwachsenen "eingreifen", dann macht der Film keine halben Sachen, was Härte angeht. Das Ende ist dann sogar ein ziemlicher Downer & so offen, dass es nicht jedem gefallen dürfte.

Die jungen Darsteller liefern wirklich beeindruckend ab & ohne sie wäre es wahrscheinlich eher eine kitschige Soap mit Zombies geworden. So ist es dramatisch genug. Leider versteht man sie durch ihren englischen Jugendslang nicht immer. Ein weiteres absolutes Highlight war die Kamera bzw. die Bilder. Die Aufnahmen, Bildkompositionen & atmosphärischen Nebellandschaften der Kanaren gehörten zum Hübschesten, was dieses Jahr auf dem Fantasy Filmfest über die Leinwand flimmerte - und das war nicht gerade der Abschaum der Filmindustrie. Die Intimität, wie der Film das übrig gebliebene Leben der Teenager einfängt, oft nahe an der Langeweile & Belanglosigkeit, wirkte auf mich nicht einschläfernd, sondern wunderhübsch, besonders & sehr fein. Alles andere als alltäglich, fast schon ein Kleinod, das man liebt oder hasst. Ich mag ihn sehr.

Fazit: der britische Breakfast Club 2.0 trifft "The Crazies" - Coming-Of-Age-Zombie, der trotz interessantem Ansatz erzählerisch dem Genre wenig Neues abkauft. Dafür entschuldigen wundervolle Kinematographie & tolle Teen-Darsteller! Not your average Zombie-Flick!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

07.09.2016, 02:40



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