Imperium

Keine Milieustudie, aber ein spannender Thriller mit guten Darstellern

von ArthurA
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Imperium gewährt teilweise schockierende, wenn auch kurze Einblicke in eine Subkultur, die sogar manchen hiesigen Neonazis die Schamesröte in die Gesichter treiben würde. Eheschließungen vor brennenden Hakenkreuzen, Cupcakes mit Nazi-Symbolik - Imperium lässt faszinierend abscheuliche Bilder in diversen Montagen über die Zuschauer hereinprasseln. Nicht sehr subtil, aber dennoch äußerst effektiv. Sehr interessant ist der vom gefeierten Bühnenautor Tracy Letts gespielte Dallas Wolf, ein rechtsextremer Radiomoderator und Aufwiegler (Rush Limbaugh lässt grüßen). Eine noch größere Faszination übt "True Blood"-Star Sam Trammell als von den Rassentheorien geblendeter Familienvater, dessen unscheinbares Äußeres und intelligentes, ruhiges Auftreten auch Nate in seinem Glauben an den klassischen Rechtsradikalen erschüttern. Während die meisten Neonazis in dem Film Karikaturen sind (was nicht bedeutet, dass sie unrealistisch sind, wenn man sich so einige Meldungen zu dem Thema aus den USA durchliest), ist Trammells Charakter nuanciert und auf eine perfide Art sogar sympathisch.

Doch Imperium ist keine Milieustudie und möchte weder American History X noch Romper Stomper sein. Die Einblicke gehen selten in die Tiefe und im Kern bleibt der Film ein grundsolider, straffer Thriller. Man kann Radcliffe keinen harten Kerl abnehmen und zum Glück versucht er auch keiner zu sein, sondern zeigt stattdessen überzeugend, wie sein Charakter mit Köpfchen aus diversen brenzligen Situationen herauskommt, ohne dass die Gewalt je eskaliert, obwohl sie ständig in der Luft schwebt. Wie schnell sich Radcliffes Nate zwischen den diversen Gruppierungen bewegen kann und von allen Seiten akzeptiert wird, erscheint etwas zu vereinfacht und wäre in der Realität wohl eher das Ergebnis jahrelanger Undercover-Arbeit. Auch die Pointe, die der Film zum Schluss machen will, ist reichlich absehbar, was dem Film jedoch nie seine Spannung nimmt.
ArthurA
sah diesen Film im Residenz, Köln - Original-Review

07.09.2016, 16:00



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