Visuell-Akustischer Augenschmausvon Cinescout | |
Der berühmte Filmkritiker Roger Ebert hatte kurz vor seinem Tode eine kontroverse Aussage zum Thema Videospiele getroffen, in der er Spielen aufgrund des interaktiven Charakters die Definition von Kunst verwehrte. Für ihn gab es eine strikte Trennung zwischen narrativem Kino und den Videospielen, selbst wenn Sie ausführliche Geschichten mittels Zwischensequenzen erzählten. Es wäre interessant gewesen, seine Kritik zu diesem Film zu lesen. Vermutlich hätte er die selbst für amerikanische Verhältnisse kitschige Grundgeschichte zweier Königreiche und einer Prinzessin als nicht sehr originell abgetan. Und ja, auf den ersten Blick wirkt für den Europäer diese japanische Besessenheit mit mittelalterlicher Ikonografie und dem Hang zum Dramatischen als nicht sehr originell. Die Stärke der Geschichten, die Final-Fantasy-Spiele und auch die Video- und Kinofilme erzählen, liegt aber in den Charakteren und ihren Motiven, Überzeugungen und Reaktionen auf eine sich verändernde Welt. In Kingsglaive werden uns hier zwar keine sehr komplexen, jedoch sehr schlüssige und konsequente Figuren geboten, die es erlauben, dass sich Charaktere wie der Freund und Kollege des Protagonisten aufgrund von vorgetäuschten Gründen den falschen Leuten anschließt. Auf der Negativseite kann verbucht werden, dass der am besten animierte Charakter leider zu schnell aus der Handlung genommen wird. Was Final Fantasy Kingsglaive auf der Storyebene liegen lässt, holt es in der Inszenierung locker wieder raus. Der bisweilen sehr inflationäre Begriff der "Kreativität" eines Filmemachers wird hier auf visuell-akustischer Ebene bemerkenswert zelebriert. Der Aufbau der Actionsequenzen und die künstlerische Klasse bieten hier geneigten Kinogängern einmal mehr einen Grund, solche Filme in einer entsprechend würdigen Vorführung zu sehen. Im Gegensatz zu schier sinnlosen und völlig chaotischen US-Blockbustern wie Transformers werden hier nach allen Regeln der Kamerakunst trotz der sehr zahlreichen und lange andauernden Sequenzen jedesmal von Neuem optische Leckerbissen serviert, fast jeder besser als die Sequenz davor. Auch die Animation bis hin zu den Tränen belegt einmal mehr, dass Squaresoft immer noch das Maß aller Dinge ist, wenn es um Animation geht. Was bleibt? Für Fans von großen Geschichten, in denen Magie, Technik und eine große Prise Machtkampf existieren, bietet der Film knappe 2 Stunden gute Unterhaltung mit atmenberaubenden Bildern. Für Leute, die mit solchen Genremix-Animes nichts anfangen können, wird auch Kingsglaive nichts bieten, um einen neuen Fan zu generieren. Die schöpferische visuelle Kreativität ist allerdings definitiv einen Kinobesuch wert. | |
Cinescout sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 08.09.2016, 11:47 |
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