Shelley

Satans unauffälligster Spross

von Leimbacher-Mario
Heutzutage muss es auch in Horrorfilmen, ein Genre einst unterschwellig & atmosphärisch, alle 5 Minuten knallen, schocken & ekeln. Und das Publikum hat sich daran leider sogar schon etwas gewöhnt & zum Glück so langsam auch satt gesehen. Dass es nämlich auch anders, sehr altmodisch, dramatisch & ruhig laufen kann, zeigt "Shelley". Ganz im Erbe eines "Rosemaries Babies" oder "Das Omen" und wesentlich besser als der zumindest thematisch ähnliche & ebenfalls auf dem Fantasy Filmfest laufenden "Antibirth", erzählt man hier die Geschichte der Haushaltshilfe Ellena, die für ihre Arbeitgeber, Hausherren & mit der Zeit Freunde ein Kind austrägt. Doch schnell stellt sich heraus, dass hier irgendetwas nicht stimmt & die einst starke Ellena immer schwächer & angeschlagener wird, auch psychisch... Und das alles nicht nur, weil es ein Mädchen wird (willkommene Abwechslung zu den sonstigen männlichen Satansbraten), die der Mutter laut einer bekannten Legende ja die Schönheit rauben ;)

In "Shelley" gibt es keine JumpScares, Schockeffekte oder Satanskult - nur ein kleines, süßes Monster & die vielen Beschwerden, die es in seinem Umfeld auslöst.
Ein Grusler, absolut nichts für Schwangere, Abergläubige oder junge Eltern. Unterschwellig böse, beunruhigend, mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen aus dem Norden gespickt. Die Charaktere sind glaubhaft & die anfangs so solide, harmonische Gemeinschaft schmerzhaft, wenn auch etwas sehr langsam zu Grunde gehen zu sehen, ist unschön & tut weh. Und hier vor allem so glaubhaft, ernsthaft & realistisch abgebildet, dass sich die Unruhe auch auf den Zuschauer bzw. unser Unterbewusstsein überträgt. Auch noch, nachdem er gegen Ende für seine Verhältnisse überraschend explizit & eindeutig wird. Das war jedoch hier nötig, um nicht selbst die geduldigsten Grusel-Enthusiasten zu enttäuschen. Denn der Film ist teilweise gefühlt in Zeitlupe. Doch wenn er im letzten Drittel austritt, ist das hinterhältig wie ein Schlag von der Seite in den Magen. Dazu muss man noch nicht mal Frau, schwanger oder Elternteil sein, um das zu fühlen.

Fazit: extrem atmosphärisches, top gespieltes & auf leisen Sohlen kriechendes Grauen - so baut man stilvoll Grusel & Horror auf. Rosemaries Erbe? Nicht ganz. Für Grusel-Gourmets aber trotzdem eine einwandfreie Slow-Burner-Empfehlung!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

10.09.2016, 12:25



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