Lochfraßvon D.S. | Permalink |
Ein Mann erwacht in einem engen Raum, aus dem es keinen Ausweg gibt. Er weiß nicht, wie und warum er hier gelandet ist, was man von ihm will und was ihm blüht. Klingt irgendwie ein bißchen nach "Cube"? Stimmt, ich jedenfalls habe mich häufiger mal an die dort ja nahezu identische Ausgangssituation erinnert gefühlt. Ähnlich quälend wie bei jenem stellt man sich auch hier mit dem Protagonisten die oben genannten Fragen, und "Hole" weigert sich zunächst genauso beharrlich, uns in irgendeiner Art und Weise aufzuklären. Was hier im Gegensatz zu "Cube" aber natürlich fehlt, sind tödliche Fallen und generell jede Form von Action - leider aber auch ansonsten ein paar Höhepunkte.
Dafür gibt es für den Gefangenen, Miguel, hier immerhin mehrfachen direkten Kontakt mit den Verantwortlichen für seine Misere: zwei maskierte Männer, die ihm in regelmäßigen Abständen Kerzen, Wasser und das täglich gleiche Sandwich in seinen Brunnenschacht herunterlassen. Miguel ist niemand, der ihnen große Schwierigkeiten machen würde (wenn er das überhaupt könnte): schon nach kurzer Zeit akzeptiert er sein Schicksal zwar nicht, befolgt aber die Anweisungen seiner Wärter und versucht - von einigen Ausnahmen abgesehen - alles genau so zu tun, wie man es von ihm zu erwarten scheint. Das verändert Ihr Verhalten ihm gegenüber aber, wenn überhaupt, nur unmerklich. Und das bringt ihn bald zu der immer verzweifelter wiederholten Frage, was er denn bloß machen soll, damit er befreit oder zumindest besser behandelt wird. Aber auch diese Frage bleibt unbeantwortet...
"Hole" ist unglaublich dicht inszeniert. Der fantastische Hauptdarsteller, Kamera und Schnitt holen aus der ausweglos scheinenden Situation und der auf ein Minimum reduzierten Location alles heraus, was möglich ist: die klaustrophobische Enge, die Anspannung, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit werden für den Zuschauer fast körperlich spürbar. Man ertappt sich auch einige Zeit nach dem Sehen noch bei der Frage, wie man selbst sich wohl in der Lage von Miguel verhalten hätte; ob man mehr als er hätte machen können; ob man vielleicht schon früher aufgegeben hätte... Was dem Film allerdings fehlt, um aus ihm etwas Herausragendes zu machen - das man sich auch gerne noch mal ansehen würde - sind, wie oben schon erwähnt, die Höhepunkte. Gut möglich, daß der Regisseur solche ganz bewußt vermieden hat: schließlich hat die gefühlte Ewigkeiten andauernde Existenz unseres Protagonisten als Gefangener ja auch keinerlei Höhepunkte, alles geht seinen monoton demütigenden Gang, nichts bietet Aussicht auf Veränderung - er erlebt nur die fortschreitende Verschlechterung seiner Lage und seines Zustands. Wenn es das Ziel des Films ist, uns möglichst eindringlich in die Situation seiner Hauptfigur zu versetzen, bleibt ihm vermutlich kaum eine andere Wahl.
Leider aber hat sich das "Erfühlen" dieser Situation für den Zuschauer ab einem gewissen Punkt ein wenig abgenutzt, die stets gleiche Umgebung und die nur marginalen Veränderungen im Geschehen wirken auf Dauer eben schlicht ermüdend. So bleibt der Film zwar seinem Ansatz treu, und dieser Ansatz ist zweifellos beeindruckend, aber er kann das Ganze nicht über die komplette Laufzeit tragen. Aus Intensität wird so fast zwangsläufig, zumindest vorübergehend, Langeweile.
Nichtsdestoweniger ist "Hole" relativ beeindruckend; was hier mit extrem begrenzten Rahmenbedingungen erreicht wurde, schlägt viele "große" Filme in Sachen Atmosphäre um Längen. Allerdings ist "Hole" nicht etwa als Amateurfilm zu sehen, visuell wie akustisch, von der filmischen Umsetzung wie von den Darstellerleistungen her merkt man jederzeit sowohl ein gewisses Budget wie auch eine gewisse Klasse. Zudem regt der Ausgang der Handlung zu Diskussionen an: mir bot sich am Ende eine sehr andere Deutung der Geschehnisse, als bis dahin vermutet; meine Begleiter sahen das aber wiederum ganz anders...
Ich vergebe wegen der zeitweilig fast unerträglichen Intensität knappe 6,5 Punkte, für mehr reicht es aufgrund einiger Ermüdungserscheinungen leider nicht - andere fanden den Film aber stattdessen unglaublich langweilig. | |
![]() sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt | 01.08.2006, 05:31 |
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