The Ice Harvest

Unterkühlt

von D.S.
John Cusack ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Für mich hat der Mann ein solches Charisma, daß allein seine Präsenz auch schwächere Stoffe in ein Erlebnis verwandelt - wie an "The Ice Harvest" mustergültig festzustellen.

Wir haben hier weder eine große Geschichte vor uns, noch eine innovative oder brillant inszenierte. Die Wendungen und überraschenden Entwicklungen in einem Krimi- und Wer-kann-wem-eigentlich-noch-trauen-Plot sind inzwischen irgendwie ein wenig ausgereizt, die Güte der mehrfach erkennbaren Vorbilder wird hier nur sehr selten erreicht. Zudem menschelt "The Ice Harvest" mehr, ja konzentriert sich phasenweise fast ausschließlich auf das Thema Gefühle und Beziehungen - was mit einem Charakterdarsteller wie John Cusack (und natürlich auch mit Billy Bob Thornton, der jedoch eher blaß bleibt und nur vergleichsweise wenige Auftritte hat) aber eher ein Plus sein kann und auch ist.

Man nimmt ihm die zu vermittelnden Emotionen und Befindlichkeiten einfach ab, sein lakonischer Habitus wird vom Drehbuch hier zusätzlich unterstützt, und so hat man am Ende auch kein Problem damit, ihm einfach nur durch eine ziemlich beschissen verlaufende Weihnachtsnacht zu folgen - die doch eigentlich als die Nacht des perfekten Verbrechens geplant war. Leider läuft aber natürlich einiges schief. Insbesondere zwischenmenschliche Verflechtungen und gefühlsmäßige Verpflichtungen kommen Cusacks Figur ein ums andere Mal in den Weg, die Krimihandlung gerät dabei zeitweise fast völlig aus dem Blick.

Das schadet dem Film aber nicht - wenn überhaupt etwas, schadet ihm nur ein manchmal festzustellender Mangel an Fokussierung bzw. klarer Linie. So treibt eben ab und an vieles einfach so vor sich hin, das Tempo ist generell ziemlich gemäßigt, klare Höhepunkte fehlen.

"The Ice Harvest" ist ein kleiner, lakonischer Film mit ein paar sehr bissigen Pointen, der weniger von seiner Handlung als von seinen Darstellern lebt. Da zumindest der eine, entscheidende hier einen guten Tag erwischt hatte, unterhält der Film zweifellos, wenn auch nicht auf sehr hohem Niveau. Richtig begeistern kann er wiederum nicht, dazu fehlt das Außergewöhnliche. Aber gute 7 Punkte sind das allemal.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt

01.08.2006, 05:36



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