Train to Busan

Ursachenforschung bei 300KM/H. Und Zombies. Ne Menge Zombies.

von Cinescout
Der folgende Review enthält SPOILER!
Der diesjährige Abschlussfilm erfüllt endlich mal wieder nach Jahren der überbewerteten Filme alle Versprechungen. Wir erhalten mit diesem Hit aus Cannes einen Box-Office-Hit aus Korea, der es trotz des Hangs des südkoreanischen Kinos, dem US-amerikanischen Pathos in nichts nachzustehen, schafft, bis fast zur letzten Minute ein spannendes Gesellschaftsportrait der aktuellen koreanischen Generation zu bieten.

Sang-ho Yeon zeigt mit diesem Film, dass sein Anliegen die gesellschaftliche Verrohung und emotionale Abschottung der koreanischen Bevölkerung ist. Die Quelle dafür wird primär in der westlich orientierten Finanzwelt gesucht. Die Regierung scheint mit ihrer Neigung zum militaristisch anmutenden Ordnungswahn auch jeden Abweichungsgedanken im Quell ersticken zu wollen. Da in so einer Gesellschaft das soziale Band zwischen den Menschen verloren geht, beschleunigt und begünstigt dies in diesem Film eindrucksvoll den Ausbruch der Turbo-Zombies.

Überhaupt nutzt Sang-ho Yeon geschickt die „britische“ Mad-Cow-Disease/28-Days-Later-Gattung des Zombies mit einer ultrakurzen Inkubationszeit, um die drastischen Konsequenzen der „Jeder für sich selbst“-Einstellung noch deutlicher scheitern zu lassen.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass der Film sich trotz des rasanten Mittel- und Endteils am Anfang die nötige Zeit nimmt, um unser primäres Protagonistenpaar gut einzuführen. Was als klassisches Abziehbild einer geschiedenen Ehe mit Kleinkind beginnt, entwickelt sich im Laufe des Films zu einem differenzierten Charakterbild eines Vaters, der in vielen Situationen des Filmes seine (unterdrückte) Ethik neu bewerten muss. Im Gegensatz zu vielen Filmen wird hier nicht ein simples Ereignis im Film genutzt, um den Charakter von Böse auf Gut zu polen, vielmehr zeigt Sang-ho Yeon, dass er trotz der negativen Grundstimmung noch Hoffnung für die Gesellschaft sieht.

Selbst dem Charakter mit dem überzeugendsten Arroganz-Typ wird am Ende eine Szene eingeräumt, die nicht nur pure Panik ist sondern auch erlaubt, dass hier kein von Natur aus schlechter Mensch zu sehen ist. Vielmehr ist die einzige Parallele der vielen Figuren in diesem Film, dass sie alle durch das System und das Handeln der Mehrheit beeinflusst werden. Und dies zu hinterfragen ist die Aufgabe jeder gemeinschaftlich und freien Völkergruppe.

Abzüge gibt es nur für das Ende, welches zwar gerade vor dem Hintergedanken des Hoffnungsschimmers Sinn macht (schließlich gibt es auch beim Militär nicht nur blinde Befehlsbefolger), jedoch hätte ich mir zur Intensivierung der Ereignisse gewünscht, dass der Schuß gefallen wäre und dem Soldaten danach die Möglichkeit zur Reflexion gegeben wäre.

Trotz dieser letzten Szene, die eine maximale Wertung verhindert, eine klare Empfehlung und einer der besten 5 Filme dieses Jahr!
Cinescout
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt

13.09.2016, 12:04



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