The Marsh

Matsch-Ball

von D.S.
Die erfolgreiche Kinderbuchautorin und -illustratorin Claire hat immer wiederkehrende, schlimme Träume von einem Haus beim Moor und einem kleinen blonden Mädchen, das aus diesem Haus in die Nacht und sein Verderben rennt. Ihr Therapeut gibt ihr den schön sinnbefreiten, da unspezifischen Rat, sich ihren Ängsten zu stellen und nicht mehr davonzulaufen. Deshalb entschließt sich Claire, als sie im Internet zufällig über eine Bed & Breakfast-Annonce eben dieses Hauses stolpert, ihre Sachen zu packen und für unbestimmte Zeit dorthin umzusiedeln - ihren Albträumen auf den Grund zu gehen.

Das macht sie dann auch gleich auf ziemlich rabiate Weise (und schon hier wird klar, daß es der Film beim Thema "Glaubwürdigkeit" nicht allzu genau nimmt): so findet sie im Keller des großen Anwesens, das ihr die Vermieterin übrigens ganz für sie allein überläßt, eine mit Rosen bemalte Glastür, die in ihren Nachtmahren eine gewisse Rolle spielte. Und was macht sie? Richtig, sie läßt sie sofort einsetzen. Dabei hätte es nicht des ebenfalls zufällig in der Nähe wohnenden Experten für Paranormales, Hunt, bedurft - gespielt von einem reichlich farblos wirkenden Forest Whitaker -, um die Weisheit des Tages zu erahnen: "Doors can be ports. If you put them down, you close an entrance. If you put them back up, you may invite something to return..."

Aber gut, wir befinden uns in einem Geisterfilm. Und irgendeinen Anlaß brauchen die Geister, die hier übrigens erstaunlich festkörperlich erscheinen, ja schließlich auch, um in Aktion zu treten. Das tun sie dann auch reichlich und bösartig: zu den Höhepunkten von "The Marsh" gehören ein paar Ablebe-Aktivitäten unter der Dorfbevölkerung, die zwar nicht sonderlich blutig, dafür aber effektvoll daherkommen.

Leider aber sind sogar diesen diverse Logikschwächen inhärent, wobei sie hier nicht so sehr ins Gewicht fallen wie bei der generellen Storyentfaltung. Claire will natürlich trotz aller Warnungen aller möglichen Leute unbedingt herausfinden, was es mit den Erscheinungen und übersinnlichen Geschehnissen auf sich hat und würde wohl lieber sterben, als die Hintergründe der Geschichte nicht aufgeklärt zu wissen. Hier macht der Film ein großes Bimborium um Geheimnisse und Mysteriösitäten, verrät aber leider schon viel zu früh viel zu viel. Diejenigen Aspekte seiner Story, die er vermutlich als große Überraschung gedacht hatte, sind dann jedoch schließlich so überwältigend auch nicht mehr - was dazu führt, daß das letzte Drittel des Films, also der eigentliche Höhepunkt, wo uns endlich alles en Detail erklärt wird, über weite Strecken langweilig und irrelevant erscheint.

Das alles klingt nach Drehbuchschwächen, und die sind es auch, die "The Marsh" ruinieren. Die Darsteller sind insgesamt durchaus okay, das Setting hat einiges an Potential (das aber nie wirklich genutzt wird), die unspektakuläre Story ließe sich effektiv inszenieren - wie es zum Beispiel "The Gift" vorgemacht hat, mit dem eine ganze Menge Ähnlichkeiten bestehen. Dieser allerdings hat ein enormes Maß an Intensität zu verbuchen. "The Marsh" nicht, Atmosphäre scheint fast ein Fremdwort, Grusel deshalb sowieso auch.

Das Ganze vermag es einfach niemals, echte Spannung aufzubauen, dafür ist zu vieles zu vorhersehbar und noch mehr zu unglaubwürdig. Man wird nie wirklich gefesselt, stattdessen des öfteren von den Handlungen der Figuren fast schon verarscht - und vom späteren Verlauf der Geschichte dann auch ziemlich enttäuscht.

So bekommt man hier storymäßig absolute Standardware geboten, die aus ihren Möglichkeiten in keiner Weise überzeugende Ergebnisse macht; fühlt sich über weite Strecken gelangweilt und für dumm verkauft, atmosphärisch nicht im Geringsten berührt, und eines schon mal gar nicht: gegruselt. Da sind dann mehr als 5 Punkte auch beim besten Willen nicht drin; alle Vorlagen wurden nicht genutzt, der Durchschnitt regiert - und der kann eben einfach nicht begeistern.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

02.08.2006, 05:51



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