Schwer verdaulichvon Alexander | |
Vieles an "Raw" erinnerte mich mehr an die Verfilmung von Charlotte Roches "Feuchtgebieten" als an den hier bereits zitierten, beinharten franz. Horrorfilm "Martyrs", mit dem Raw wirklich gar nichts gemein hat. Denn in diesem neuen französischen Ekelpaket wird der geneigte Zuschauer mit einer, vor allem zu Anfangs, nur geringen Sinn ergebenden Sequenz von weniger appetitlichen Szenen konfrontiert, die mit ihrer plakativen zur-Schau-Stellung von aus allen erdenkbaren tierischen und menschlichen Körperöffnungen austretenden Flüssigkeiten eher wie eine unappetitlich zur Spitze getriebene Provokation a la "Roche" wirken, und irgendwie mehr rotes Sekret als einen der Handlung dienlichen roten Faden abliefern. Wem bereits letztes Jahr der Schleim- und Fäkalregen des "Greasy Stranglers" gefiel, darf gerne eine Kinokarte lösen, wird allerdings auf den Humor des erwähnten Films verzichten müssen, denn zu lachen gibt es bei "Raw" nicht wirklich was. Die großartige Garance Marillier liefert eine dramaturgisch exzellente Glanzvorstellung ab und entzückt mit einer vollkommen unerwarteten Transformation, die man von dem von ihr zu Anfangs gespielten, blassen, jungfräulichen Landei nicht erwarten würde. Umso härter und überraschender treffen uns dann irgendwann Szenen voll Blut und voll Ekel. Über den vielleicht fehlenden Sinn des Ganzen kann man sehr lange grübeln, aber der für mich fehlende Faden wurde am Ende dann doch noch und sogar recht überraschend aufgelöst. Praktizierende Veterinärmediziner und abgeklärte Fans des Horrorgenres dürften das Gezeigte mit einem Schmunzeln goutieren. Allen anderen empfehle ich während der Vorstellung mal ausnahmsweise auf die Nachos mit schleimigem Käse und roter Soße zu verzichten. Wär doch schade die ohnehin überteuerten Snacks wieder auf den Schoss des Sitznachbarn auszukotzen. Auch wenn ich nicht den Eindruck gewonnen habe, das Regisseurin Julia Ducournau mit "Raw" der Vegetarierfraktion eines auswischen wollte, so wirkte der Film auf mich stellenweise dennoch wie ein augenzwinkernder Hinweis darauf, was passieren kann, wenn Kinder ernährungstechnisch zu sehr gemaßregelt werden. Das kann sehr wohl nach hinten losgehen. | |
Alexander | 25.08.2017, 21:29 |
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