Man on High Heels

Ganz großes Kino... nicht nur wegen der Absätze!

von Leimbacher-Mario
Was passiert, wenn man "Tootsie" und "Kung Fu Killer" püriert? "Man on High Heels" ist ein unnachahmlicher Eastern, der vor wenigen Jahren leider ziemlich untergegangen ist. Dabei ist er mutig, anders und speziell wie lange Nichts mehr aus den Ländern der untergehenden Sonne. Es geht um den härtesten Cop (oder freien Mitarbeiter) der Stadt. Nur trotz seiner physischen Stärke, seines legendären Rufs und seiner etlichen Bewunderer auf beiden Seiten des Gesetzes, kämpft er mit sich selbst... denn Ji-wook fühlt sich innerlich als Frau und plant seine Geschlechtsumwandlung schon lange!

Kaum ein Genre ist noch immer so macho, männerdominiert und manchmal schon unfreiwillig komisch, wie der Eastern. Und gerade diesen Ansatz nimmt "Hai Hil" elegant und vortrefflich auf die Schippe. Nicht respektlos, witzig oder predigend, sondern ernsthaft, einfühlsam und (meist) positiv kitschig. So wird unser nahezu unkaputtbarer Held zu einer bizarren Mischung aus Terminator und Barbiepuppe, knallhart und zerbrechlich zugleich. Was sich bescheuert anhört, ist äußerst sehenswert umgesetzt. Ji-wook mit einem der größten Sexsymbole der asiatischen Filmwelt zu besetzen ist ein weiterer Coup und Seung-won Cha spielt den innerlich zerrissenen und leidenden Killer im falschen Körper mutig, hingebungsvoll und perfekt. Sowohl seine harte Schale wie seinen weichen Kern kauft man ihm ab.

Die handvoll Actionszenen sind sehenswert, rot gefärbt und stylisch, doch das ist hier beileibe nicht der Fokus. Die recht austauschbare Mafiageschichte bekommt durch den Transgender-Kniff solch eine Tiefe, einen speziellen Beigeschmack und soziale, emotionale Würze, dass ich nur den Hut ziehen kann. Und wenn sich unser Protagonist dann im Finale als Ein-Mann-Armee-im-Rock (!) durch fiese Gegnermassen sticht, schlägt und blutet, dann muss man selbst als Vielgucker anerkennen, dass man so etwas schlicht noch nie gesehen hat. Das ist eine neue Dimension des Kämpfens, innerlich wie äußerlich. Nur mit den letzten Minuten kann ich weniger gut leben und wie so oft bei den Asiaten, lässt man das Ding zu lange auslaufen und verpasst den perfekten Absprungpunkt. Nichtsdestotrotz: ein besonderer, introvertierter Geschlechterkampf, den man sich nicht entgehen lassen sollte!

Fazit: Dreht das hypermaskuline Eastern-Kino auf links. "The Raid" auf Absätzen. John Woo in modern. "Leon - Der Profi" mit weiblichem Touch. Einfach wunderbar!
Leimbacher-Mario

15.09.2017, 14:18



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