Reviewvon André Hecker | |
Wenn man vor dem Abspann von Playground sitzt, ist die eigene Welt ein kleines bisschen dunkler geworden. Der Erstling des polnischen Regisseurs Bartosz M. Kowalski ist eine schwere Bürde. Ein Schlag in die Magengrube, wie man ihn cineastisch selten erfährt. Ein Film, der ebenso schwer zu bewerten ist. Die Handlung folgt einem Tagesablauf von zwei polnischen Jungs. Zwei Schüler, ca. 12-13 Jahre alt, die ihren letzten Schultag vor sich haben. Sie leben in schwierigen Verhältnissen, hat der eine doch einen schwer behinderten Vater, um den er sich kümmern muss und der andere ist genervt von seinem kleinen Bruder, mit dem er sich ein Zimmer teilen und sein Geschrei tagtäglich ertragen muss. Die Mutter raucht eine Zigarette nach der anderen in der Küche. Das glückliche Familienbild findet man in Playground nicht. Die Welt der zwei Jungs ist trist, ohne große Perspektiven. Sie sind vom Leben gelangweilt und es gibt offenbar niemanden, der ihnen eine positive Richtung weisen kann. Dass sie im jungen Alter bereits rauchen, ist noch das harmloseste. Was tief in der Psyche der beiden Jungs vorgeht, zeigt Playground im weiteren Verlauf dann ungeschönt. Es beginnt mit Mobbing und endet unvorstellbar. Der Film ist extrem ruhig erzählt und kommt in vielen Szenen ohne Dialoge aus. Die Darsteller, allen voran die Kinder machen ihre Sache erschreckend gut und bringen die Abgeklärtheit und Kälte gut rüber. Zudem zieht sich ein widerliches Gefühl von Unbehagen durch den gesamten Film und man weiß stets, dass das alles nicht gut enden wird. Die letzten 10 Minuten von Playground möchte man nicht sehen und dass das gezeigte auf einer wahren Begebenheit beruht, macht es nicht besser. Trotzdem ist Playground in seiner Form wichtig und aktueller denn je. Er zeigt, wie verroht unsere Jugend ist und was passiert, wenn man Kindern keine Perspektiven und Grenzen aufzeigt. Playground tut weh und ich versteh jeden, der sich das einfach nicht anschauen will. Aber wer wegschaut, verschließt ebenso die Augen auch ein Stück weit vor einem immer realer werdenden Wandel der heranwachsenden Generation. | |
André Hecker sah diesen Film im Savoy, Hamburg - Original-Review | 13.09.2017, 13:03 |
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