Im Land der kleinen Abgebrühtenvon Alexander | |
Es fällt mir bei diesem Film ausnahmsweise einmal nicht so leicht eine Review zu schreiben. Der Film ist in gewisser Weise schon starker Tobak. Was zunächst beginnt wie eine etwas härtere Fassung von "I Declare War", entwickelt sich schon sehr bald zu einer gnadenlosen und umso unsinnigeren Eskalation zwischen ihrer Kindheit beraubten Kindern und mitunter kindisch agierenden "Erwachsenen". Über Israel und seine besondere, politische Situation und die damit verbundenen Härten für die Bevölkerung brauche ich mich an dieser Stelle wohl nicht mehr auszulassen, außer das man immer wieder von Menschen, die dort Leben, hört, "es sei doch gar nicht so schlimm", und "besuch uns doch mal in Tel Aviv!" Freunde von mir waren übrigens auch schon mehrfach dort, empfanden die Menschen als gelassen und entspannt, und wahrscheinlich lernt der Mensch mit jedweder Art von Konflikt und Bedrohung zu leben, besonders wenn dieser schon mehr als ein halbes Jahrhundert lang schwelt. So erstaunt es auch nicht, das die gezeigten Kinder im Film von der ersten Minute einen nahezu selbstverständlichen Umgang mit teils selbst gebastelten Waffen pflegen, und nahezu gierig darauf sind, diese auch endlich einmal einsetzen zu dürfen. Was mich vielmehr schockierte, war die Selbstverständlichkeit mit der hier eine Gewalteskalation mit grenzüberschreitender Brutalität einfach mal so in Kauf genommen wird, nur um ein kleines Lager, einen Kinderspielplatz quasi, zu verteidigen. Sicher, auch meine "Gang" hat vor 40 Jahren unser Baumhaus draußen vor der Stadt mit der Haut verteidigt, aber mehr als eine handfeste Rauferei wäre uns wohl nie in den Sinn gekommen. Ohne zu viel über die eigentlich recht simple Handlung zu verraten sei noch soviel gesagt, dass ich durchaus Probleme damit hatte, in den Soldaten einen wirklichen "Feind" zu erkennen und mir die Kinder eher wie Täter denn Opfer vorkamen. So wird "Land of the Little People" zur Studie menschlichen Verhaltens von Menschen, deren empathische Grenzen von zarter Kindheit an verschoben wurden. Man lebt mit dem Krieg, dem für jedermann zwingenden Wehrdienst für das Vaterland, und der häufigen Abwesenheit eines im Militär dienenden Elternteils. Dass dies nicht ganz ohne Spuren, auch für die Jüngsten, bleiben wird, zeigt der Film nahezu schonungslos. Das Bittere daran ist, dass man sich sehr gut vorstellen kann, dass dies auf viele der Kinder dort wirklich zutreffen mag. Der Film fasziniert durch seinen fast intimen Einblick in das ganz alltägliche Leben von Kindern, den "Little People" also, die eigentlich gar keine Kinder mehr sind, und hält einen mit einer kleinen, aber umso spannenderen Erzählung gefangen. | |
Alexander sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 22.09.2017, 19:00 |
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