Ginger Snaps Reloadedvon ArthurA | |
Wer mit Raw einen weiteren Vertreter der ultrabrutalen französischen Horrorwelle der Marke Inside oder High Tension erwartet, ist hier wirklich fehl am Platz. Es ist, als würde man in Denis Villeneuves Arrival reingehen und Alien-Invasionsbombast á la Independence Day erwarten. Ja, es gibt einige blutige und mitunter eklige Momente in Raw, doch von angeblicher Grenzüberschreitung und Tabubruch kann hier nicht die Rede sein. Es ist nicht Cannibal Holocaust und das ist völlig okay so. Raw handelt von Justine (Garance Marillier), einer Erstsemester-Medizinstudentin und überzeugten Vegetarierin (wie auch der Rest ihrer Familie). Erstmals weg von Zuhause, stellt sie fest, dass solche Ideale an der Uni nicht lange Bestand halten. Im Rahmen eines Aufnahmerituals für Neuankömmlinge wird sie durch Gruppendruck - darunter seitens ihrer älteren Schwester Alexia (Ella Rumpf) - dazu gezwungen, rohes Fleisch zu konsumieren. Justine kommt auf den Geschmack, doch schon bald reicht ihr totes Tierfleisch nicht mehr aus. Raw ist eine sensibel erzählte Coming-of-Age-Geschichte, die dem Ruf eines ultraheftigen Horrorschockers weder gerecht wird noch tut dieser ihr einen Gefallen, denn er lenkt davon ab, worum es hier eigentlich geht. Im Grunde ist Raw nichts anderes als Ginger Snaps mit einem Schuss von Black Swan. Wurde im kanadischen Horrorfilm das sexuelle Erwachen und die Selbstfindung einer jungen Frau durch die Verwandlung in einen Werwolf symbolisiert, sind es hier kannibalistische Gelüste. Auch die Dynamik der beiden Schwestern - eine ausgelassen, wild und herrisch, die andere zurückhaltend und schüchtern - erinnert sehr an das Zusammenspiel von Katharine Isabelle und Emily Perkins aus Ginger Snaps. | |
ArthurA sah diesen Film im Residenz, Köln - Original-Review | 26.09.2017, 07:01 |
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