crazy

In His Hands

Das etwas andere Serialkiller-Movie!

von bigJay
Ich bin der Erste - Juchu!!! ;-)

Wow! Ich liebe die Verantwortlichen des FFF dafür, dass sie Filme wie diesen (oder letztes Jahr z.B. "They came back") mit ins Programm nehmen. Es wäre so einfach, lediglich die Splatter- und Gore-Freaks zu bedienen. Aber die Filmwelt besteht eben nicht nur aus explodierenden Köppen und abgerissenen Ärmchen, sondern auch aus realistischeren, anspruchsvolleren Stoffen - die thematisch jedoch trotzdem mit den Inhalten des FFF korrespondieren können. So auch bei "In his hands". Das ganze ist eine Art existenzialistisches Psycho-Liebes-Drama mit leichtem Schlag in die Thrillerseite. Es geht um eine Frau, die so was Ähnliches wie eine Affäre beginnt und sich schließlich fragen muss, ob der Typ der Serienkiller sein könnte, der die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Das klingt nun nach einem von hundert weichgespülten Plots, mit denen uns die Amis in den letzten Jahren zugeschmissen haben - und wäre dies ein US-Film, wäre es wohl auch genau so was geworden (und wahrscheinlich keiner weiteren Erwähnung wert). Aber die französische Regisseurin Anne Fontaine erzählt uns diese Geschichte auf europäische oder vielmehr auf typisch französische Art. Hier gibt es keine Actionsequenzen oder wilde Kamerafahrten, keinen bedrohlichen Score, der alles zuwabert (tatsächlich kommt der Film fast ganz ohne Score aus) und keinen Killer, der dümmlichdiabolisch in die Kamera grinst. Es ist ein ruhiger Film, in dem nur das Nötigste passiert, der dafür tiefer zwischen die Zeilen schaut und Nuancen auslotet. Und trotzdem ist er von einer ungeheuren Intensität getragen und mit seiner eher kargen, unstilisierten aber nichtsdestotrotz wohlkomponierten Bildsprache eine Augenweide. Die Schauspieler spielen sich die Seele aus dem Leib und die Geschichte packt einen von Anfang an - wenn man bereit ist, sich auf diese Art Kino einzulassen. Viele Besucher unserer Vorstellung konnten dies anscheinend nicht, fanden ihn todlangweilig bis vollkommen überflüssig. Mir ging das ganz anders. Ich war gefangen, fasziniert und beeindruckt. Wer also vornehmlich Thrill oder Blut sucht, sollte sich "In his hands" lieber gleich sparen. Wer dagegen dem europäischen Programmkinofilm nicht grundsätzlich abgeneigt ist und es wagt, sich der Serienkillerthematik eben mal nicht auf den ausgetretenen, sondern auf einem ganz anderen Pfad zu nähern, der birgt hier eine Perle, die erheblich nachwirkt.
bigJay
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

03.08.2006, 14:11



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