Shocker

Schwachstrom

von Leimbacher-Mario
Mit „Shocker“ hat Wes Craven versucht, an die Glanzzeiten von seiner alptraumhaften Elm Street anzuschließen - und versagt dabei ziemlich deutlich. Dass er kläglich scheitert, will ich nicht direkt sagen, aber es wäre keine Übertreibung. Denn zwischen den beiden Werken liegen zwar nur fünf Jahre aber noch wesentlich mehr Ligen. Doch auch ohne die Freddy Krueger-Fußstapfen ist „Shocker“ nur ein sehr mäßiger Schocker. Oft lahm, manchmal sogar unfreiwillig komisch und über die recht lange Laufzeit durch keine seiner leblosen Figuren getragen, abgesehen vielleicht vom Bösewicht, furios overactet von Mitch Pileggi, in Ansätzen. Doch auch der ist eher ein skurriles, möchtegern-schmissiges Gimmick als eine echte Bedrohung. Zudem geht die angeschnittene Medienkritik nahezu komplett flöten. Und dann wäre da noch ein Finale quer durch die „Fernsehprogramme“, das vielleicht schon wieder so schlecht ist, dass es Spaß machen kann...

Es geht um einen brutalen, glatzköpfigen Serienkiller, der in seiner „Werkstatt“ satanistische Rituale und Experimente mit Strom und Fernsehgeräten abhält. Als er endlich überführt wird, von einem Teenager mit übernatürlichem dritten Auge, überlebt der perfide Killer seine Hinrichtung durch den elektrischen Stuhl und fährt stromartig von einem Körper/Opfer ins nächste, sodass das Morden und Terrorisieren jetzt erst richtig anfängt... Die größten Probleme, die ich mit „Shocker“ habe, liegen am Protagonisten und an der (vor allem deswegen) fehlenden Spannung. Weder als Horrorschocker noch als trashiger Slasher funktioniert das Ding. Craven hat fast genauso viele Gurken wie Meisterwerke in seiner Filmografie - und „Shocker“ würde ich leider näher ans Gurkenglas stellen als an die Hitparade. Zudem spielen die Effekte weit unter dem Niveau, wo sie für die Idee eigentlich sein müssten und die komödiantischen Einlagen wirken völlig daneben. Wenn dein Soundtrack wesentlich härter und cooler ist als alle Höhepunkte deines Films zum Quadrat, dann läuft deutlich zu viel schief. Dank deutscher Grottensynchro sogar nochmal mieser. Was ein halbes Jahrzehnt alles ausmachen kann... Und dass Craven nur ein Jahr zuvor den starken „The Serpent and the Rainbow“ abliefern konnte und nur wenige Jahre später mit der „Scream“-Reihe zu alter Stärke auflaufen sollte, zeigt deutlich, dass Craven alles andere als konstant Filme machte, man ihn aber immerhin nie abschreiben durfte. Egal was für einen mediokren Film von ihm man gerade vor der Nase hat.

Fazit: Eher nur für Wes Craven-Komplettisten. Eher ein leichtes Kribbeln als ein echter Stromschlag. Immerhin hat der Bad Guy seine Momente und der Body Count ist locker im zweistelligen Bereich. Dennoch: der Soundtrack rockt fast mehr als der Film! No More Mr. Nice Guy!
Leimbacher-Mario

12.07.2019, 12:25



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