Ich bin nicht allzu terrifiedvon Lizzie | |
Eins vorweg: Ich bin eigentlich jemand, der sich bei Horrorfilmen wirklich leicht gruselt. Sehr, sehr leicht und oft ins Unangenehme abdriftend, weswegen ich mir die wirklich als Schocker ausgewiesenen Filme beim FFF oft gar nicht angucke. Hier habe ich es mal gewagt, es passte zeitlich gut, ich war sowieso in der Nähe des Kinos, ich mag argentinische Filme etc. Daher habe ich also eine Karte für "Terrified" gekauft, trotz der drei (drei!!) "Scary"-Symbolen im Programmheft. Und, was soll ich sagen: es war etwas... enttäuschend. Immerhin konnte ich die Nacht darauf ganz prima schlafen. Wir befinden uns in einem freundlich wirkenden Mittelschichts-Vorort, die Nachbarn kennen sich und sind teilweise freundschaftlich miteinander verbunden. Aber in den jeweiligen Häusern werden die Bewohner von unheimlichen Erscheinungen terrorisiert: in einem Haus gurgeln drohende Stimmen aus dem Abfluss, in dem anderen rücken Möbel selbsttätig umher, und als schließlich noch viel schlimmeres geschieht, rücken drei Geisterjäger und ein Nachbarschaftspolizist an, um der Sache auf den Grund zu gehen. Das ganze ist gar nicht ununterhaltend, und es gibt vor allem am Anfang ein paar echte Schreckmomente. Aber: Im großen und ganzen hat der Horror für mich auf weite Strecken nicht funktioniert. Und ein Horrorfilm, der keine Angst macht, ist ein wenig sinnlos. Warum hat es für mich nicht funktioniert? Weil der Regisseur (der im Einspieler am Anfang übrigens sehr sympathisch rüberkam) seine eigenen Figuren und seine eigene Geschichte nicht ernst nimmt. Klar, Humor ist super. Aber es ist schon blöd, wenn man nicht erkennen kann, was jetzt unfreiwillig komisch ist und was als mäßig lustiger Sprengsel in einem Film gemeint ist, der einem eigentlich doch das Blut in den Adern gefrieren lassen wollte. Das fängt schon damit an, dass sich etliche Charaktere völlig irrational verhalten. Beispiel: Ein Mann, der mehrere (!!!) Nächte in Folge Todesängste hat und nicht schlafen kann, weil sich nicht nur sein Bett wie wild durch den Raum bewegt, sondern auch sichtbar noch jemand im Haus ist, der da nicht hingehört - warum zur Hölle schläft dieser Mann nicht einfach erstmal woanders? So, wie es jeder normale Mensch tun würde? Nennt mich kleinlich, aber ich möchte wenigstens eine Erklärung, warum er es stattdessen vorzieht, einfach jede Nacht mit dem Laken über dem Kopf dazuliegen und Angst zu haben. Von so etwas gibt es etliche Beispiele, zudem sind alle Charaktere völlig überzeichnet, und teilweise ist es so absurd, dass das ganze eher wie eine Horrorfilmparodie wirkt. Wobei ich gegen Horrorfilmparodien absolut nichts einzuwenden habe. Nur ist es dafür nun auch wiederum nicht abstrus genug, und zweitens, nehme ich an, auch nicht so gewollt. (Oder doch? Was weiß ich.). Zum anderen fehlt dem Regisseur oft das Gefühl für Atmosphäre. Eine Vorortsiedlung kann man ganz sicher als Ort des ständig lauernden Grauens und böser Vorahnungen zeichnen. Aber hier wirkt sie wie ein immer noch freundliches, friedliches Viertel, in dem halt punktuell mal blöde Sachen passieren und Leute sterben, aber hey, so what. Trotz allem ist der Film aber für mich auch keine Gurke: Die Story ist halbwegs originell, die Erzählstränge der einzelnen Nachbarn sind durchaus geschickt verknüpft, und der Polizist als recht spät sich rausschälender Hauptprotagonist war dann doch jemand, dem ich ganz gern gefolgt bin. Außerdem, wie gesagt: offenbar sehr sympathischer Regisseur. Und gute Nachtruhe hinterher ist ja auch nicht zu verachten. | |
Lizzie sah diesen Film im Cinestar, Berlin | 22.09.2018, 00:50 |
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