Climax

Captain Obvious und die tanzenden Vollspacken.

von Cinescout
Un Chien Andalou. Zombie. Hara-Kiri. Die Eröffnungssequenz zeigt die Bewerbungsinterviews der Tänzer der Veranstaltung. Eingerahmt ist der TV von Videokassetten dieser Filme. Alles innovative, herausfordernde oder mit Konventionen brechende Werke mit dem Willen, einer Geschichte einen neuen Blickwinkel zu geben. Im Gegensatz zu Kim Ki-Duk hat Monsieur Noe das mit dem Blickwinkel wohl sehr wörtlich genommen und setzt den Zuschauer daher einer Kameraführung aus, die inhaltlich den Kontrollverlust seiner Protagonisten spiegeln soll. Mit diesem Film verbindet Sie nur die Idee, dass die Menschheit dem Scheitern geweiht ist. Aber dies ist weder wie in Trainspotting in eine sinnvolle Geschichte eingebettet noch erreicht er dabei auch nur Ansatzweise die Originalität und Intensivität eines Requiem for a Dream. Erfährt der Zuschauer in der ersten Viertelstunde noch Fetzen der Motivation, Wünsche und eventuellen Ziele der Figuren, gerät später alles aufgrund eines einzelnen Vorfalls ins Chaos, welches auch noch die Frage der Verantwortung völlig unbeachtet läßt. Hier wird nicht abgewägt oder reflektiert, hier wird nur agiert. Und das alles in Bahnen, die so vorhersehbar wie ein Fahrplan der öffentlichen Nahverkehrsmittel sind.

Was die Inszenierung angeht, so ist es sehr verwunderlich, dass für einen Film, der den Tanz und Musik als Thema hat, die Tonmischung sehr schwach ausfällt. Dumpf, stark komprimiert und weit unter den Möglichkeiten des kontemporären Kinos bleibend, wird hier außer Noes gerne verwendeter Technik mit binauralen Frequenzen (welche den Zuschauer in Unwohl und Rauschzustand zu versetzen vermögen) absolut sträflich mit Ton umgegangen. Dass es nicht an der Kinoanlage liegt, haben in diesem Jahr bereits über 50 Filme an gleicher Stelle eindrucksvoll bewiesen.

Leider begeht Noe die Kardinalssünde des Films. Er scheitert nicht an schlechten Darstellern oder handwerklichen Fehlern, er langweilt den Zuseher.

Zwei Sterne gibt es für die guten Darsteller und ihre rhythmischen und originellen Tanzbewegungen. Einen Stern dafür, dass Noe eine doch recht einfach zu verfolgende Geschichte erzählt und im ersten Akt Ansätze einbringt, die womöglich die Einöde, die darauf folgt, hätte verhindern können. Wenn er denn daran interessiert gewesen wäre.
Cinescout
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

27.09.2018, 09:44



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