Get Shorty

Runde Sache

von D.S.
Ich weiß gar nicht, wo die vielen negativen Stimmen herkommen – für mich war das SHORTY-Programm 2018 ganz klar eines der besten der letzten Jahre, völlig frei von Totalausfällen, müden „Kunst“-Werken und zähen Kammerspielen, mit Beiträgen für jeden Genregeschmack und sehr viel Abwechslung. Vielleicht liegt meine Einschätzung aber auch daran, dass ich in diesem Jahr über 100 Kurzfilme für das Landshuter Kurzfilmfestival gesichtet habe und daher zu würdigen weiß, welche Auswahl das FFF getroffen hat... Meiner Meinung nach eine fast fehlerlose, da waren ganz andere Dinger im „Angebot“. Insgesamt 7 Punkte.

Im Einzelnen:

OBAH-CHAN:
Die auf japanisch getrimmte Wahnwitz-Variante von HAPPY TREE FRIENDS. Oba-Chan ist neugierig, unbekümmert, unvorsichtig. Und stirbt deshalb zahlreiche skurrile Tode. Seltsam, schräg, sehr unterhaltsam – gute 7 Punkte.

BELLE À CROQUER:
Souveräner Gewinner des Publikumspreises, und das ist kein Zufall: Auch, wenn die Story etwas dürr ist (Kannibale verliebt sich in seine Vegetarier-Nachbarin und hat große Probleme, mit ihrem Lebens-/Essensstil klarzukommen), wird wohl jeder Betrachter von der Detailverliebtheit, dem famosen Setdesign und der Art-Direction des Films schwer begeistert sein. Und von Catherine Deneuve in einer schönen Nebenrolle. Weckt Erinnerungen an Werke von Jean-Pierre Jeunet, ist ein Fest fürs Auge und das Herz – 7,5 Punkte.

ASIAN GIRLS:
Kann mich leider schon ein paar Tage nach der Sichtung überhaupt nicht mehr an den Beitrag erinnern, und das spricht natürlich Bände. Ich glaube, es ging unter anderem um Eier. 4 Punkte.

MAW:
Ein Mann hat einen sehr obskuren sexuellen Fetisch – er wird erregt von der Vorstellung, vom weit geöffneten Maul eines Raubtieres verschlungen zu werden. Er braucht eine Zeit, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und zu diesem Fetisch zu stehen... Zeitweise schwer bedrückend, düster und glatt verstörend, zeitweise schräg komisch. Ein Highlight. 7,5 Punkte.

LUNCH LADIES:
Zwei White-Trash-Ladies träumen davon, zu den Personal Chefs von Johnny Depp ernannt zu werden. Ihr Alltag besteht aber aus der Massenfütterung undankbarer Schüler mit billigem Drecks-Essen. Bis sie eines Tages plötzlich eine unerwartete Zutat zur Verfügung haben... Unterhält vor allem durch seine wunderbar hässlich präsentierten Charaktere; wirkt zwar inhaltlich nicht sehr originell, aber ekelt angenehm. 6,5 Punkte.

FOLLOWER:
Irgendwie sehr deutsch, sich aufdringlich an Tech-Trends anbiedernd – hey, Spotify kennen wir auch, Instagram und Skype ebenfalls! Zu offensichtlich um Hipness bemüht, zu viel Namedropping, um wirklich ernstgenommen werden zu können. Trotzdem überraschend effektiv und bis zum Finale glatt glaubwürdig. Dann geht der Stalker-Story allerdings etwas die Luft aus, abgesehen vom cleveren Einsetzen verschiedenster Apps wurde offenkundig nicht genug über die eigentliche Handlung und ihren sinnvollen Ausgang nachgedacht. 6 Punkte.

STAY:
Einen Dämonen heraufbeschwören ist eine Sache, aber was machst du dann mit ihm, wenn er erst mal da ist? Und was, wenn er deine Gefühle für ihn nicht teilt? Schön trockenes Paranomal-Sex-Adventure, das bekannte Genre-Tropes letztendlich nur konsequent weiterspinnt. 6,5 Punkte.

THURSDAY NIGHT:
Ghost Dog – The Way of the Terrier. Gruselgeschichte aus Hundesicht. Für mich nur wenig beeindruckend, das Ende zudem äußerst beliebig. Bleibt nicht in Erinnerung. 5 Punkte.

CRYING BITCH:
J-Horror im Kurzfilmformat. Ein untreuer Ehemann halst sich mehr auf, als er verdauen kann, und das hat finstere Konsequenzen. Wohl der einzige lupenreine Grusler im GET SHORTY-Programm 2018; das Ende lässt etwas zu wünschen übrig, der Rest des Films kann dafür ziemlich fesseln. Gute 6 Punkte.

BFF GIRLS:
Yay. Purer Wahnsinn. Drei 14-jährige Mädels, die eigentlich alle extreme Mittzwanziger sind, kämpfen gegen das böse Erwachsenwerden, böse Männer und die böse erste Periode. Viel abgedrehter geht es kaum, eine filmgewordene Cosplay-Fantasie und eine garantiert geschmacklose Geek-Party im japanophilen Setting – großer Spaß, 8 Punkte, wenn man ein Herz für so was hat.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

03.10.2018, 03:24


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