crazy

The Canal

Nichts ist gefährlicher als ein gedemütigter Mann

von Leimbacher-Mario
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Man merkt sofort, ob ein Horrorfilm Stil hat. Und „The Canal“ hat dies in jedem Fall. Die Geschichte eines Vaters (von Beruf Filmarchivar!), der mit seiner hübschen, schwangeren Gattin in ein Haus zieht, in dem vor hundert Jahren ein grausamer Mord passiert ist, und der dort allmählich verrückt zu werden scheint, klingt/ist vertraut und sicher jedem Gruselfreund bekannt. Doch die Umsetzung kann sich sehen lassen, die schaurigen Details ergeben ein tolles Ganzes und alles wirkt äußerst hochwertig.

Von den heftig gruseligen alten Filmschnipseln bzw. Tatortaufnahmen über die intensive Performance des Leading Man bis hin zu echten Ekelausschlägen im konsequent bösen Finale, inklusive Samara-Gedächtnismoment und der ekligsten Toilette Irlands - „The Canal“ hat mich trotz/oder gerade wegen seiner zahmen Geschwindigkeit exzellent bei Laune gehalten und gewirkt wie ein besserer „Observance“ (2015). Polanski, Hitchcock und Barker wären sicher stolz. Ein perfider kleiner Film, über Wahnsinn, angeschlagene Männlichkeit, gehörnten Stolz und die ewige Last/Anziehungskraft von Orten, an denen mal etwas unglaublich Böses geschehen ist. Es ist ein wenig J-Horror mit irischem Anstrich. Grün, dunkel, grausig. Mit einem Kinderdarsteller, der süß und authentisch ist und mal nicht nervig. Genau so darf man eine eigentlich recht abgewetzte Geschichte frisch neu auflegen und erzählen. Das wird keinen Genrefan überraschen, aber sicher solide gefallen.

Fazit: Geistergrusel, Paranoiaterror, Familiendrama, Charakterniedergang, Spirale in den Wahnsinn - „The Canal“ ist irischer Horror at its best und vor allem für einfühlsame, geduldige Gourmetgemüter ein feiner Happen in dem sonst so hastigen Genre. Irgendwo zwischen „Sinister“, „Amityville Horror“ und „Repulsion“. Fast schon klassisch, mit fiesen Spitzen und einer feinen, unermüdlich anziehenden Daumenschraubenatmosphäre. Selbst wenn der Ausgang schnell klar ist - der Weg als Ziel ist klasse umgesetzt.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Cinedom, Köln

17.07.2019, 15:08



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