32 Malasana Street

Los Confluring

von Leimbacher-Mario
Vor ein paar Jahren lief mit „Veronica“ ein sehr solider, netter spanischer Grusler auf dem Fantasy Filmfest, der dann etwas später von Netflix vertrieben und durch deren oft etwas seltsame Auswertungen der Sehgewohnheiten ihrer Kunden kurzzeitig zum „gruseligsten Film aller Zeiten“ emporgehoben wurde, da ihn scheinbar etliche Zuschauer nicht zu Ende „schafften“. Das hat natürlich allerorts falsche, unerreichbare Erwartungen geweckt, was der kleine Schocker nicht verdient hatte. Ich hoffe, einem „32 Malasana“ ergeht es jetzt/in Zukunft nicht ähnlich - denn er ist gut, sehr massentauglich und leicht zu konsumieren. Nur eben nicht der größte Grusler unserer Zeit...

Wir folgen einer spanischen Familie, die vom Land mitten nach Madrid in eine Wohnung im dritten Stock zieht. Doch wusste man natürlich nicht, dass der günstige Kaufpreis einen dicken Haken hat - denn dort starb eine mysteriöse alte Frau, deren Geist sich scheinbar noch eine Aufgabe gesetzt hat und die langsam verzweifelnde Familie gehörig ans Limit treibt... „32 Malasana“ hätte nicht über 100 Minuten gehen müssen, ähnliche Situationen hat man natürlich schon hundertfach gesehen und er erinnert von seinen Klischees (flackernde Lichter, Fernseher, verschlepptes Kind, schwangere ältere Tochter) bis zu seinen Jumpscares doch schon sehr an (wesentlich teurere) Hollywoodware aus den letzten Jahren. Aber er macht das sehr straight und selbstbewusst. In allen Bereichen. Seine Darsteller sind grundsympathisch, unverbraucht und natürlich, das „Monster“ wird überraschend aufgelöst und bekommt einen interessanten Spin, die Wohnung bietet ein paar schön fiese, düstere Ecken und Möglichkeiten zum Verstecken und böse Schattenspiele. Ganz ehrlich: das machen James Wan und Co. in Hollywood nicht viel besser/anders/kreativer. Daher kann der Regisseur zurecht etwas stolz auf sein im Vergleich winzigen Genrebeitrag sein.

Fazit: Trotz etlicher Klischees und etwas zu ambitionierter Spielzeit ist dieser Grossstadtgrusler schon eine Hausnummer zwischen Spanien und Hollywood, zwischen Stangenware und Leidenschaftsprojekt, zwischen Gänsehaut und Emotionen. Gut genug.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

12.07.2020, 19:37



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