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Grobschlächtig

von D.S.
Sehr schick sieht er aus, der Debüt-Langfilm von Gavin Rothery: Ein einsames Robotik-Labor weit draußen im Gebirge, durch Wasserfall und Schlucht vom Rest der Welt abgetrennt; im ewigen Schneefall huschen modernste Roboter mit stark menschlich/emotional aufgeladener KI durch stille Gänge... nur, dass sie in Wirklichkeit eher plump daher rumpeln, wahlweise blubbernde Quiektöne von sich geben oder monoton blechern vor sich hin sprechen und vom Äußeren her mehr an Warmwasser-Boiler auf zwei Beinen (bzw. Rollen) erinnern als an alles andere.

Der rudimentäre Entwicklungsgrad, auf dem zwei der Protagonisten von ARCHIVE sich befinden – die beiden ersten Roboter-Prototypen, die Hauptfigur George (Theo James, DIVERGENT) entwickelt hat –, steht dabei fast sinnbildlich für die Drehbuchprobleme, die dieser visuell oft so virtuos wirkende Film mit sich herum schleppt. In erster Linie ist die Story selbst nämlich viel zu dünn, viel zu simpel und nicht ausgearbeitet genug, um die enorme Laufzeit zu rechtfertigen. Aller Sci-Fi-Bohei genügt nicht, um darüber hinwegzutäuschen, auch die non-lineare Erzählweise mit reichlich eingestreuten Rückblenden kann nicht verhindern, dass man als Zuschauer viel zu früh ahnt, wo die Reise hingeht – was die wahren Beweggründe unseres fanatischen Forschers sind und wo sie ihn wohl enden lassen werden. Hinzu kommt ein dramatischer Hang zu Küchenpsychologie, der menschliche Gefühle allzu einfach erklärbar zu machen versucht; und der simple, anstrengende Fakt, dass sich ein Großteil der Handlung im Kern um den Gemütszustand einer 15-Jährigen dreht.

In gewisser Hinsicht ist ARCHIVE also eine „Bravo Girl“ im Gewand von „Wired“, und beim in sehr niedriger Geschwindigkeit sich voranschleppenden, mit nicht eben vielen Höhepunkten versetzten Plot kann man sich nach einiger Zeit durchaus genervt oder zumindest gelangweilt fühlen. Auf der anderen Seite stehen aber wiederum der faszinierende Look des Films, die optisch beeindruckende Location und die gelungenen CGI-Elemente. Auch die schauspielerischen Leistungen sind mehr als annehmbar.

Insofern ist der Film vermutlich vor allem etwas für Fans des Genres, alle anderen sollten ihren Kritiksensor herunterzupegeln versuchen. Ob man schließlich die Auflösung des Ganzen als wahnsinnig überraschend oder wahnsinnig plump empfindet... hängt vielleicht auch davon ab, wie sehr man im Verlauf des Films hinweggedämmert war. 5 von 10 Punkten.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

10.09.2020, 13:03



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