crazy

Some Like It Rare

Halbgar

von D.S.
Sicher, der Film kann nichts für ihn, aber sein extratieffliegender deutscher Titel „Veganer schmecken besser – Erst killen, dann grillen!“ macht doch sehr deutlich, wohin hier die Reise geht: BARBAQUE aka SOME LIKE IT RARE ist eine schwer klamaukige französische Variante des dänischen THE GREEN BUTCHERS, die der Idee des Originals in erster Linie den Handlungsaspekt hinzufügt, dass die Metzger-Hauptfiguren hier gezielt Jagd auf Veganer machen.

Warum? Vermutlich vorwiegend, weil jene eine klar umrissene Gruppe mit sehr spezifischen Eigenheiten sind, was immer eine gute Voraussetzung für das Schreiben leicht verständlicher Witze ist. Vielleicht aber außerdem auch, weil man sich als Autor ziemlich sicher sein kann, selbst bei noch so plumpen humoristischen Ausfällen auf deren Kosten das Grölen auf seiner Seite zu haben. Schließlich handelt es sich um eine Minderheit, die deutlich anders als die Mehrheit ist. Und über eine solche lacht eine Mehrheit (fast) immer gerne – speziell, wenn erstere durch ihre Positionen (oder sogar durch ihre bloße Existenz) bei vielen Mitgliedern der letzteren ggf. ein schlechtes Gewissen bzw. ein unangenehmes Hinterfragen der eigenen Gewohnheiten auslösen kann. Was auch immer der Grund für Regisseur, Hauptdarsteller und Co-Drehbuchautor Fabrice Eboué war, diese spezielle Gruppe als Opfer seiner Witze und seiner Protagonisten auszuwählen: feingeistig ist er dabei wahrlich nicht vorgegangen – hier wird aber auch jedes noch so stumpfe Klischee über Veganer verbraten. Wobei es schon ein wenig auffällt, dass Eboué sich in den allermeisten Fällen („Winnie“ ist eine Ausnahme) sehr darum bemüht, jene möglichst unsympathisch wirken zu lassen. Und seinen Protagonisten dadurch eine Art Rechtfertigung zu verschaffen, sie zu ermorden.

Dieser grundsätzlichen Kritik zum Trotz fand ich den Film streckenweise durchaus recht amüsant. Was vor allem an eben jenen Hauptfiguren liegt, die – zumindest anfangs – alles andere als eiskalte Killer sind und charmant unbeholfen wirken, wenn sie versuchen, ihre tödlichen Pläne umzusetzen, ihre selbst auserkorene Rolle adäquat auszufüllen. Speziell der von Eboué selbst gespielte Vincent hat dabei eine schön naiv-sympathische Ausstrahlung, seine von Marina Foïs gespielte Ehefrau Sophie tritt eher verbissen und recht anstrengend auf.

Ein Schenkelklopf-Knaller war BARBAQUE für mich trotzdem nicht, auch wenn er zudem über einige gelungen absurde Situationen und eine gewisse Zahl funktionierender Witze verfügt. Das liegt zum einen daran, dass ich generell kein großer Fan lautstarken, oft Slapstick-lastigen Humors bin – der vordergründig zurückhaltendere, hintergründigere Humor des dänischen Originals ist eher meine Sache. Zum anderen aber zeigt sich BARBAQUE ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr in der Lage, seine Handlung großartig zu variieren oder auch nur wilder, ungestümer, überdrehter zu werden. Zu einem Exzess hinzuführen. Den hat er nämlich schon viel zu früh erreicht. Und der Handlung bleibt dann nicht mehr viel, was sie noch tun kann, außer den im Endeffekt immer gleichen Witz wieder und wieder zu wiederholen. Abgesehen von der demonstrativ „unkorrekten“ Ausgangsidee hat die Story nämlich leider nicht schrecklich viel zu bieten und wirkt so auf längere Sicht bestenfalls halbgar.

Wer seinen Humor gerne derb und ohne Zwischentöne hat, wird mit dem Film vermutlich dennoch eine gute Zeit haben. Wer es etwas smarter und weniger repetitiv präferiert, vielleicht nicht ganz so. Ich verorte mich in der Mitte und vergebe 5 von 10 Punkten. Da wäre definitiv mehr drin gewesen – aber das hätte auch mehr Arbeit an der Story verlangt, statt nur die „low hanging fruits“ simplen Spotts einzusammeln.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

05.04.2022, 00:45



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