crazy

Lockdown Tower

Eine Gesellschaft sieht schwarz

von Herr_Kees
Die Bewohner eines Hochhauswohnblocks in einer sozial schwachen Gegend werden von einem Blackout überrascht. Von einem wahren Blackout: Die komplette Außenwelt ist von einem schwarzen Nichts verschlungen, in dem sich Objekte – später auch Menschen – auflösen.

Bald bilden sich unter den rund 180 Mieterinnen und Mietern Gruppen – die Weißen, die Schwarzen, die Araber – man hortet, verhandelt und übertritt nach und nach die Grenzen der vorigen Gesellschaftsordnung.

Diese Endzeitprämisse ist nicht neu, man kennt sie aus Filmen wie THE DIVIDE oder HIGH RISE, THE MIST oder AWAIT FURTHER INSTRUCTIONS, doch wohl noch nie wurde in diesem Setting ein vergleichbar düsteres bis nihilistisches Bild menschlichen Verhaltens gezeichnet wie hier. Rassismus ist noch eins der harmlosesten Probleme in dieser Gesellschaft.

Durch teilweise große Zeitsprünge wird der moralische Verfall radikal aufgezeigt – galten anfangs die Alten noch als unantastbar, stellt sich mit zunehmender Verknappung der Lebensmittel immer drängender die Frage, wie man etwa mit Haustieren, Babys und „Verrätern“ umgehen soll.

Hier erlaubt sich der Film einen ärgerlichen Denkfehler, wenn einerseits großer Mangel an „Frischfleisch“ herrscht, aber gleich mehrere Geächtete dem „Nichts“ geopfert werden. Auch ist das Thema Haustiere wenig durchdacht, brauchen doch auch die Tiere Nahrung, bevor sie selbst zu solcher taugen. Über weitere unerklärte Phänomene, wie etwa das weiterhin fließende Wasser, ist man aufgrund des allegorischen Charakters des Films geneigt, großzügig hinwegzusehen.

So frustrierend wie das Verhalten der dargestellten Gesellschaft ist auch der konsequente Schluss des Films. Er endet einfach … im Nichts.
Herr_Kees
sah diesen Film im EM, Stuttgart

07.02.2023, 15:34



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