Blood & Gold

Inglourious Ripoff

von Herr_Kees
Quentin Tarantino nachzuäffen, führte schon in den Neunzigern zu einigen Zelluloid-Peinlichkeiten. Peter Thorwarths Netflixproduktion bedient sich nun recht schamlos an INGLOURIOUS BASTERDS: zwei Szenen werden quasi direkt übernommen, auf der Tonspur werden Morricone und Surfsounds emuliert und auch die gelbe Typografie ist sicherlich kein Zufall.

Doch zwischen Thorwarth und Tarantino liegen natürlich Welten. Und statt einer gelungenen Hommage bekommen wir hier Figuren aus der Holzschnitzfabrik und Dialoge aus der Soapwerkstatt. Eine Handlung gibt es nicht, eher eine Situation: Heinrich (blasser als Till Schweiger: Robert Maser, BARBARIANS) fällt nach sechs Jahren Krieg und einem Eisernen Kreuz plötzlich ein, dass er kein Soldat mehr sein will und lieber heim zu seiner Tochter möchte. Also legt er sich mit seiner ehemaligen Truppe Vollblutnazis an (u. a. Alexander Scheer, der definitiv zu oft RAIDERS OF THE LOST ARK gesehen hat), die ihn gerade lynchen wollten und nun im benachbarten Dorf nach einer Kiste Judengold suchen.

Den zweiten Weltkrieg als Abenteuerspielplatz nutzten in den Siebzigern vor allem US-Filme wie WHERE EAGLES DARE und KELLY'S HEROES erfolgreich. Doch deren Leichtigkeit geht BLOOD & GOLD komplett ab. Die Action ist zwar ganz solide, aber zu den Schlägereien laufen alte deutsche Stimmungshits und Schnulzen und das soll dann witzig oder cool sein, es ist aber nur – wie alles in diesem und in den meisten anderen deutschen Genrefilmen – bemüht.
Herr_Kees
sah diesen Film im EM, Stuttgart

22.04.2023, 01:11



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