crazy

Mars Express

Do Androids dream of endless Space?

von D.S.
Ich bin erklärtermaßen kein großer Fan von Zeichentrick bzw. Anime: Es gelingt mir normalerweise einfach nicht, mich von einer Geschichte gefangen nehmen zu lassen, die sich nicht in einem zumindest potentiell real wirkenden Umfeld abspielt. Dennoch hat mich MARS EXPRESS sehr schnell und bis zuletzt fesseln können. Was vermutlich daran liegt, dass er seine vergleichsweise relativ komplexe Cyber-Crime-Story auf eine sehr spannende Weise erzählt und mit einer so gelungenen wie überraschenden Auflösung aufwartet.

Dabei vermitteln die Bilder nicht mal einen herausragend lebensechten oder auch nur detaillierten Eindruck der futuristischen Welt, in welcher der Film – mit seinem zentralen Setting auf einem kolonisierten, von einem „Dome“ geschützten Mars – spielt. Im Gegenteil sind alle ihre Elemente, vor allem aber die Gesichter sämtlicher Figuren mit nur wenigen Strichen maximal oberflächlich gezeichnet. Dies macht es zum Beispiel fast unmöglich, bei den handelnden Figuren nuancierte Emotionen zu erkennen. Allerdings ist das eigentlich nur folgerichtig, dreht sich die Handlung doch explizit um den Platz von Androiden in unserer Gesellschaft und die vielleicht nicht wirklich existierenden Unterschiede zwischen ihnen und „echten“ Menschen, die sich nur bis zu einem gewissen Grad durch das (Nicht-)Vorhandensein von Gefühlen erklären und vor allem rechtfertigen lassen.

Tatsächlich sind mehrere der Protagonisten als „Zwischenwesen“ definiert: Sie sind sogenannte Back-ups, die zwar die Gestalt echter Menschen haben und auch über ihr Bewusstsein verfügen, aber doch nur mit ihren Erinnerungen und ihrem Geist gefüllte Roboter sind. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine zerfließen in MARS EXPRESS also auf vielfältige Weise, und so wird es im Verlauf der Geschichte auch nicht unbedingt einfacher, die Hintergründe der Handlung und die Motive der Figuren zu erahnen.

Zwar könnte man bei einem Film mit diesem Setting und dieser Thematik wohl ein paar rauschhafte Bilder mehr erwarten, als man sie schlussendlich tatsächlich geboten bekommt – erst im Finale entfaltet das Weltall hier seine visuelle Kraft –, doch ist die im Zentrum des Geschehens stehende Detektivgeschichte so spannungsvoll inszeniert, dass man ihr Fehlen kaum bemerkt. Dass diese dabei Asimovs Robotergesetze nicht nur thematisiert, sondern sie im Hinblick auf den offenkundigen Selbstzerstörungswillen der Menschheit und ihren Umgang mit sinnvollen Lösungen neu bewertet, ist umso bemerkenswerter. Ein äußerst unterhaltsamer und zugleich nachdenklich machender Film, der mich sehr positiv überrascht hat – dicke 7 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

09.09.2023, 04:56



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