There will be Bloodvon D.S. | |
Blutfontänen! Blutfontänen! Blutfontänen! Wer beim FFF tatsächlich nur auf solche aus sein sollte, dürfte mit dem neuesten Werk von Jennifer Reeder (KNIVES AND SKIN) seinen heiligen Gral gefunden haben, denn ja, hier spritzt und suppt es ordentlich … andauernd. Was PERPETRATOR allerdings noch lange nicht zu einem Splatterfilm macht. Eigentlich nicht mal zu dem, was man gemeinhin einen Genrefilm nennen würde – obwohl neben seinen Effekten auch seine Handlung grundsätzlich genau dem entspricht, was einen solchen ausmacht: Ein Psychopath geht um, hat mehrere hübsche Mädels einer High School entführt und womöglich getötet, unsere Protagonistin will ihn stellen, wird jedoch von übersinnlichen Phänomenen geplagt. Was in den 80ern die Bauteile eines garantiert schön trashigen Teenie-Slashers gewesen wären, sind hier nur Versatzstücke einer Story, in der es eigentlich um etwas ganz anderes als brutale Morde, Suspense und Effektgewitter geht. Die anfangs 17-jährige Hauptfigur Jonny (Kiah McKirnan, NIGHT SKY) ist bei ihrem alleinerziehenden Vater aufgewachsen, ist Kleinkriminelle, ist anders als Gleichaltrige. Nach einem nicht weiter erörterten Nervenzusammenbruch ihres Vaters zu einer Art „böser Stiefmutter“ (Alicia Silverstone) in einer anderen Stadt verfrachtet, muss sie dort neue Freundinnen finden – und fühlt sich alsbald genötigt, die heile Welt wieder herzustellen, die seit dem Verschwinden mehrerer Schulkameradinnen schwer ins Wanken geraten ist. So weit, so gut, und tatsächlich kann PERPETRATOR mehrfach punkten – speziell auf der audiovisuellen Ebene, durch einige wirklich interessante Ideen, die zudem eindrucksvoll umgesetzt sind. Auch besticht er durch ein paar Szenen, die über eine intensive, bedrohliche Atmosphäre verfügen. Im krassen Gegensatz dazu aber wirken weitaus mehr Szenen wie direkt aus einem superbilligen Indie- oder gar Amateurfilm entnommen, insbesondere, was Kamera und Schauspiel betrifft. Zudem ist die Narration mitunter ziemlich holprig, der Zusammenhang zwischen manchen Szenen wird nicht klar, einige Elemente der Handlung werden endlos breitgetreten, andere (wichtige) wiederum kaum erläutert. Am entscheidendsten ist aber, dass man in jedem Moment merkt, dass für Reeder die erzählte Geschichte eigentlich nicht im Vordergrund steht – sie ist vielmehr Vehikel, um eine Haltung zum Thema „Female Empowerment“ zu transportieren. Die ist zwar meiner Meinung nach wichtig und richtig, wirkt in diesem Film-Zusammenhang jedoch eher ungelenk, übertrieben laut dargeboten – und wird deshalb vermutlich sogar eher Reaktanz als nachhaltige Wirkung erzeugen. Für sich allein als Film betrachtet hat PERPETRATOR zwar seine Stärken, spielt diese jedoch zu selten aus. So hätte ich zum Beispiel gern mehr über die Fähigkeiten erfahren, die Jonny besitzt, denn sie klingen grundsätzlich sehr interessant – werden hier aber eher „on the go“, oberflächlich thematisiert. Vor allem aber sind die Bösewichte und ihre Beweggründe viel zu plump in Szene gesetzt, es mangelt ihnen an glaubwürdigen Hintergründen, dem Geschehen als solchem an Tiefe und filmischer Kraft. Dabei demonstrieren einzelne Szenen ja durchaus, dass Reeder zu solcher grundsätzlich in der Lage ist. Wenn sie nur will. Knappe 4,5 Punkte, wobei viel mehr drin gewesen wäre. Alicia Silverstone kann allerdings mal wieder vollauf überzeugen. | |
![]() sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 11.09.2023, 05:46 |
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