New Gods: Yang Jian

Plastikgottoverkill

von D.S.
Ein so episch angelegter wie kunterbunter Action-Animationsfilm voller Götter und Bösewichte, skurriler oder auch betont „lustiger“ Figuren, in dem es an jeder Ecke lautstark wummst, kracht und knallt, für maximale Blockbuster-Tauglichkeit inhaltlich so aalglatt gezogen, wie es auch die Gesichter der Helden sind: eigentlich genau nicht mein Ding. Dennoch hat er mich zeitweise wirklich gut unterhalten und visuell mehrfach beeindrucken können, was mich ernsthaft überrascht hat. Irgendwann reizt sich seine Story und vor allem seine Präsentation dann aber doch gehörig aus.

Interessant zu wissen ist vielleicht, dass es sich bei NEW GODS: YANG JIAN um den zweiten Teil einer Filmreihe handelt, deren erster (NEW GODS: NEZHA REBORN) zwar bei Netflix verfügbar ist, aber nie beim FFF gezeigt wurde. Darum kenne ich ihn bislang nicht und kann auch nicht sagen, ob YANG JIAN auf diesen Vorgänger aufbaut, es werden hier jedoch mehrfach frühere Ereignisse erwähnt oder auch in Rückblenden gezeigt, weshalb ich das nicht ausschließen würde. Der Handlung lässt sich aber im Wesentlichen auch folgen, wenn man nichts über die Reihe weiß – insofern man bei den zahlreichen wechselnden Locations, Figuren und geschilderten Beziehungen mitkommt (also etwa auch die Untertitel schnell genug lesen kann).

Die Bildästhetik des Films erinnert dabei an aktuelle 3D-Computerspiele – im starken Kontrast dazu steht eine längere Sequenz, die mit Tusche-Optik in 2D arbeitet –, wobei den Figuren und ihren Bewegungen wohl Motion-Capturing zugrundeliegt, wenn ich das im Abspann richtig gelesen habe. Während die Optik insgesamt pure, farbenfreudige Fantasy ist, haben sich auch ein paar Steampunk-Elemente eingeschlichen, wie etwa beim Flugschiff der Crew unseres Titelhelden Yang Jian. Apropos, diese Crew wird handlungsseitig leider völlig verschenkt, bekommt nur wenige Minuten Screentime und noch weniger Dialog spendiert. Andererseits ist der Film auch so schon übervoll mit – in manchen Fällen sogar facettenreichen – Figuren, endlosen Fights und spektakulären (Farb-) Explosionen. Das macht Laune, ist für die große Leinwand geschaffen und ist perfekt für etwas nachmittäglichen Eskapismus geeignet.

Wie das aber mit Spektakeln so ist, nutzt sich auch dieses nach einer gewissen Zeit etwas ab. Die Wendungen der Story, die wechselhaften Einordnungen einzelner Protagonisten als „gut“ oder „böse“, die Mythologie-Sperenzchen, vor allem aber auch das schiere Übermaß an Action-Exzess: All das hat bei mir dazu geführt, dass mir das Geschehen gegen Ende zusehends egal wurde und mich der Ausgang der Geschichte herzlich kaltgelassen hat. Dem großen Finale fällt es zudem schwer, die vorhergegangene Bilderflut noch einmal zu toppen – es wirkt im Vergleich tatsächlich fast schon etwas zu klein geraten. Wobei der Film eigentlich sowieso nicht so recht zum Ende kommen will, im Abspann folgen nämlich noch zwei Szenen. Die Handlung fühlt sich allerdings trotzdem nicht so richtig abgeschlossen an, YANG JIAN vermittelt irgendwie das Gefühl eines typischen zweiten Teils einer Trilogie. Keine Ahnung, ob er das auch sein soll. Ist dann aber eben letztlich ziemlich egal.

Fans des Genres, die mit einer selbstverständlich ebenfalls enthaltenen größeren Menge Kitsch kein Problem haben, könnten deutlich begeisterter sein als ich – aber 6 Punkte vergebe ich für derartige Filme normalerweise nicht. Kann zumindest über zwei Drittel der Laufzeit unterhalten, auch, wenn er wohl zu viel will und sich schließlich in seinem eigenen Overkill verliert.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

13.09.2023, 01:59



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