Planet Cheesevon D.S. | |
Ich bin selbst schuld: Ich hatte erfolgreich verdrängt, dass Koreaner das Kitsch-Niveau der schlimmsten Hollywood-Streifen im Handstreich toppen können. Und hatte deshalb glatt so etwas wie Vorfreude auf THE MOON entwickelt, der uns als bildgewaltiges Sci-Fi-Erlebnis angekündigt wurde, das die große Leinwand zum Vibrieren und das Filmfan-Herz schier zum Explodieren bringt. Bekommen habe ich stattdessen ein pathetisches Propagandawerk, das neue Höchstwerte auf der nach oben offenen Schmalz-Skala erreicht. Und ein Ausmaß an Fremdscham auslöst, dass man sich am liebsten in seinem Kinosessel verkriechen möchte. Dabei fällt es besonders ins Gewicht, dass THE MOON maximal zur Hälfte auf dem Mond oder auch nur im All spielt, wo wir immerhin teilweise gelungene CGI-Exzesse bewundern dürfen. Ein mindestens ebenso großer Teil der Handlung ist jedoch auf der Erde verortet, vor allem im Lagezentrum der (fiktiven) verantwortlichen koreanischen Weltraumagentur KSAC, wo es um nichts anderes geht als, well, Patriotismus, Loyalität, Verantwortungsbewusstsein, Disziplin, Mut, Willensstärke … you name it, you got it. Hier müssen wahre Schmalzberge erklommen werden, hier sind Logik und Glaubwürdigkeit bestenfalls entfernte Zaungäste, hier werden wir Zeuge plumper „Kritik“ an den USA (verkörpert durch die NASA) oder auch einheimischen Politikern, die derbst populistisch als grundsätzlich selbstsüchtig und skrupellos gezeichnet werden. Na, immerhin appelliert der Film irgendwann auch an das einfach übergeordnete „Gute im Menschen“, und schon lässt sich jedes Problem im Handumdrehen lösen. Wäre ja auch blöd, wenn nicht. Ein paar visuell aufregende Szenen hat THE MOON zwar tatsächlich zu bieten. So ist ein Meteoritenschauer auf dem Mond hier schon sehr beeindruckend anzusehen. Solche Sequenzen verblassen jedoch phänomenal angesichts der Oberflächlichkeit, nein, Leere der agierenden Figuren – und angesichts einer Handlung, die bis ins Detail vorhersehbar ist und bis zur letzten Sekunde stetig neue Stufen der Peinlichkeit, des Pathos und der Plumpheit erklimmt. Tut durchaus ganz schön weh. ARMAGEDDON ist Arthouse dagegen. 3 Punkte. | |
![]() sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 16.09.2023, 01:37 |
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