Birth/Rebirth

The Re-Animamas

von Leimbacher-Mario
„Birth/Rebirth“ taucht mütterliche Ängste über die Geburt, über den Verlust des Kindes, über den Verlust der eigenen Identität durch den Nachwuchs, über das Loslassen und auch über die Angst davor, gar nicht Mutter werden zu können, leicht in die Gefilde der Familie Cronenberg, ohne sich dabei meiner Meinung nach je genug zu trauen, wirklich in frankenstein'sche Horrorgefilde vorzudringen. Dadurch entsteht ein homogenes, spannungsarmes Mütter-Drama mit etwas Körperhorror, jedoch viel mehr seelischen Qualen, über eine verrückte Wissenschaftlerin, die ein kleines Mädchen bzw. ihren Körper am „Leben“ hält, indem sie biologisches „Material“ von schwangeren Frauen aus dem Krankenhaus mitgehen lässt und weiterverwertet…

Leben schenken heißt Leben nehmen

„Birth/Rebirth“ gleicht einer In-sich-Kehrung des und Fettabsaugung am Body Horror. Ein blutiges Charakterstück der leisen Töne, das doppelte Mamalottchen in moralisch-seelischen Zwickmühlen. Die „Re-Animator“-Antithese mit weiblicher Färbung. „Post Horror“ pur. Humorlos, dramatisch, charakter- und realitätskonzentriert. Kaum flashy Ekel oder gar Terror. Und wenn, dann nur schmerzhafte psychologische Denkanstöße und Tiefschläge, „Was würdest du tun?“-Situationen und eine anfangs undenkbare Annäherung an das „Unmenschliche“. Was immer das auch sein soll, bei einer Spezies wie unserer, die schon oft genug bewiesen hat, wozu sie in der Lage ist und dass Menschlichkeit und das Gegenteil davon meist näher beisammen liegen, als uns lieb ist. Trotz einer schauspielerisch eiskalten Glanzleistung und Tour-de-Force von Frau Ireland bleibt aus „Birth/Rebirth“ für mein Empfinden jedoch zu wenig hängen. Vielleicht konnte er seinen emotionalen Haken nicht fest genug oder überhaupt an mein Herz schmeißen. Doch mich ließ das medizinisch-mütterliche Martyrium meist mittelkalt. Wem es anders geht, legt automatisch deutlich Punkte drauf. Aber irgendwie war mir „Birth/Rebirth“ filmisch totgebraten, auch stilistisch nicht herausragend und thematisch im Kern ein alter Hut. Wenn auch mit ein paar neuen, femininen Facetten. Doch gereicht für ein Sprung über den Schnitt hat es bei mir nicht.

Fazit: Eher über den emotionalen Mutter-Tochter-Kern kommend, gepaart mit etwas Geburtsbodyhorror und Mad-Scientist-Mami-Madness - dennoch hat mich „Birth/Rebirth“ selbst als Neu-Elter nicht allzu sehr berührt, geschweige denn geschockt. Nicht schlecht. Dennoch: zu brav, zu höhepunktarm, zu theoretisch. War ich wenig empfänglich für. Vielleicht Momentaufnahme. Vielleicht auch einfach nur nett gemeintes Mittelmaß ohne Biss.
Leimbacher-Mario

17.09.2023, 20:05



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