crazy

DogMan

Auf den Hund gekommen

von Leimbacher-Mario
Mit „Leon der Profi“ allgemein und „Das fünfte Element“ für mich persönlich hat Luc Besson sich unsterblich gemacht. Auch sein „Nikita“ und „The Big Blue“ haben ihren ganz eigenen Ton und müsste ich endlich mal wieder sehen. Und nach den ersten Stimmen aus Venedig und anderen Städten des Fantasyfilms (wo er der Opener dieses Jahr ist) war meine Erwartung, dass er mit diesem tierliebsten Charakterbrocken vielleicht zurück zu dieser alten Stärke finden würde… In „DogMan“ folgen wir einem in seiner Kindheit misshandelten und in den Hundezwinger gesteckten Mann, der seitdem eine ganz besondere Verbindung zu „des Menschen besten Freundes“ hat und über ihre Zuneigung und Hilfe in einer rauen Welt zu sich selbst findet…

One-DogMan-Show

„DogMan“ bewegt sich in seiner eigenen Welt. Sowohl die meist erzählte Perspektive der Geschichte als auch die leicht surreal-melancholische Stimmung machen dies klar. Deswegen würde ich ihm Logiklöcher, Sprunghaftigkeit und Fragwürdigkeiten nicht allzu sehr ankreiden. Selbst wenn man sich bei manchen Entscheidungen schon am Kopf kratzt als hätte man Flöhe. Caleb Landey Jones Leistung ist extrem stark und auf Augenhöhe mit den Besten à la Phoenix oder De Niro in ähnlichen Charakterporträts. Umwerfend, berührend, intensiv, speziell, aufopferungsvoll. Allein er sorgt schon dafür, dass der leicht surreale und wirre Genremix zusammenhält und nicht gänzlich baden geht. Dazu kommt ein gelungener Soundtrack („kein Film kann schlecht sein, mit Eurythmics Sweet Dreams“), der dann aber doch etwas fragmentarisch und zusammengewürfelt wirkt, wie vieles andere an dem (mutigen) Semi-Thriller auch. Oft fühlt sich das an wie eine Rohfassung oder ein extrem wildes Drehbuch. Alles an die Wand, gucken was hält. Hundecomedy. Actionthriller. Drag-„Nikita“. Bitterstes Charakterdrama. Hoffnungsvolles „Hunde sind die besseren Menschen“. Besson wirft hier sehr viele seiner (eh mittlerweile arg zerstreuten) Signaturen in den Ring. Und manchmal entstehen dadurch Chaos und Fremdscham. Manchmal aber auch pure Berührung und Emotion. Für mich hat „DogMan“ viel von einem Spalter und Kultfilm. Für mich und meinen Geschmack klappt und hält nicht jeder Trick. Alles wirkt auch metaphorisch sehr in-your-face, simpel gestrickt, launig und mit einem mir unklaren Ziel. Der Weg ist hier wohl eher eben jenes. Und doch ist da selbst in dümmsten Momenten immer noch sein Star, der mich gefesselt hat wie wenige andere Schauspieler und Filmfiguren in den letzten Jahren. Jones ist der Hammer. Auch lobend zu erwähnen sind die (nahezu immer CGI-freien) Hunde an sich, ihre Gesichtszüge, ihre Nutzung und ihr Trainer, der für diesen Film ganze Arbeit geleistet hat. All das hebt „DogMan“ über Bessons jüngste Hollywoodvergangenheit. Aber nicht dermaßen viel, wie ich es mir vielleicht erhofft hätte.

Fazit: Stark gespielt, chaotisch geschrieben, oberflächlich inszeniert, irgendwie ziellos und oft Fremdscham und Fragezeichen aufwerfend - „DogMan“ wirkt wie eine überlange Originstory eines bisher unbekannten Batman-Bösewichts. Sehr seltsam, sehr verplant. Zieht nicht komplett, für mich kein Brett. Aber der Star und seine vierbeinigen Freunde reißen viel raus - nicht nur aus Gangmitgliedern!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

21.09.2023, 11:43



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