Die Langsamkeit des Seinsvon Leimbacher-Mario | |
„Survival of Kindness“ ist eine metaphorisch-australische Endzeit-Arthouse-Wanderung - komplett ohne (verständliche) Sprache, für mich fast komplett ohne Action und Spannung, wenn auch absolut nicht komplett ohne Sinn… Es geht um eine schwarze Frau, die in einen Käfig in die Wüste gesperrt wird - und die, nachdem sie sich doch noch befreien kann, durch das furztrockene Hinterland wandert und halluziniert… These Boots Are Made For Walking Unfair ist es schon ein Stück, wenn ein „Survival of Kindness“ mitten am Tag auf dem Fantasy Filmfestival läuft, zwischen flotten Asiakloppern und Zombiesplattereien. Da hilft ihm auch sein „Director's Spotlight“-Rampenlicht wenig. Das Gucken außerhalb einer solchen Genreflut mit etwas mehr Konzentration, Wachheit und Aufmerksamkeitsspanne würde Rolf de Heers mutiger Rassismusreise sicher besser tun. Ich war heute jedenfalls geistig und herzlich nicht bereit für „Survival of Kindness“, sodass ich ihn als eines der schwächeren Director's Spotlights seit ewig langer Zeit abstempeln muss. Dennoch gibt’s auch genug massiv positive Reviews, sodass sich gerade hier noch mehr Leute definitiv ihr eigenes Bild machen sollten. Dafür ist dieses recht großspurige Werk auch einfach zu speziell, persönlich und anders, um sich auf fremde Eindrücke und Meinungen zu verlassen. Optik und Schauspiel sind hier 1A. Auch mit der „abstrakten Sprache“ kann ich mich hier sehr gut anfreunden, einzelne Worte machen hier kaum etwas aus, bei einem Film, den man viel eher fühlen als sprachlich verstehen muss. BlackWoman wird einem definitiv im Gedächtnis bleiben, der Film als metaphorischer Schlagrahmen vielleicht auch. Dennoch ist dieser Fußmarsch dermaßen öde, eintönig und höhepunktarm, dass es echten Erfindungsreichtum brauchte, um meine Augen offen zu halten. Sie bewandert und mäandert die böse Welt. Das „Owl Creek Bridge“-Gedenkende sollte keinen mehr vom Hocker hauen. Die Hauptperformance ist erste Klasse. Einige Bilder sind sehr naturalistisch, esoterisch, mächtig. Zwischen (wundervoller) Natur und (schrecklicher) Natur des Menschen. Die Ameisen zu Beginn erinnern sogar an „Phase IV“. Und als Kommentar zum und Metapher über den Rassismus gibt’s einige interessante Punkte. Die jedoch durch seine schläfrig machende Wirkung, seine Redundanz und unsere/meine Teilnahmslosigkeit wortwörtlich im Sand verlaufen. Der nette Regisseur sagte vor dem Film, dass ein Kritiker seinen Film „Tarkowsky mit Tempo“ genannt hat. Man könnte aber auch „Mad Max“ ohne Tempo sagen. Im Endeffekt ist „Survival of Kindness“ eher ein ganz eigenes Experiment, das bei mir leider einfach nur sehr beschränkt zünden wollte. Fazit: Kontemplative, hypnotische und für mich unfassbar anstrengende, müdemachende Wüstenwanderung - künstlerisch und in seiner Absicht super ehrenwert und mutig. Für meinen Geschmack aber filmisch, vom Tempo und geschichtlich eher eine Tortur. Was auch der Sinn der Sache sein könnte… | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 23.09.2023, 11:39 |
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