Das Mädchen mit dem Haargummivon Leimbacher-Mario | |
„Girl Unknown“ ist eine fiese Fingerübung aus Madrid, absolut nicht dein klassischer spanischer Thriller mit Stil und Twists. Obwohl er auch das besitzt. Massig. Jedoch anders als man es von der iberischen Halbinsel gewohnt ist. Näher an sowas wie „Hard Candy“, „8MM“ oder „Mindhunter“ als an Krimikost d'Espana. Es geht um einen mittelalten Mann, der sich mit einer Teenagerin in einem Waldstück trifft, sie zuerst mit seinem Allgemein- und Filmwissen volllabert, dann jedoch „zur Sache“ kommt, sie durchdacht bedrängt und sexuell vergewaltigt. Doch sein Opfer ist nicht ganz so unschuldig wie er meint, wodurch schnell ein Spiel der Macht, der Erpressung, mit Sex und ganz menschlichen Abgründen beginnt… Opfer, Täter, Mensch, Monster „Girl Unknown“ wirft viele Fragen, Tabus, Themen und unangenehme Momente, Wahrheiten, Ansätze in den Raum. Ohne zu spoilern - das ist schon mutig und geht in Richtung von einstigen Skandalfilmchen à la „The Servant“ oder „Salo“. Aber eben ausschließlich in der Theorie. Regisseur Maqueda traut sich nie durch die von ihm und seinen Protagonisten geöffneten Türen zu gehen. Er starrt nur zusammen mit uns hinein in den Abgrund. Ein Schubser oder Sprung hätten hier wahre Wunder bewirkt. So bleibt eine immer sehr nahe, intime, verwirrende bis nervige Kamera, ambivalente Figuren, ein richtig fieses, realistisches erstes Drittel und ein ekelhafter Triebtäter, der wohl mit seiner Vorliebe für Kino und Hitchcock uns Filmfans nochmal extra deutlich den gesplitterten Spiegel vorhalten soll. Der Abspann ist schick und verstörend. Wie gesagt: viele Tricks, Finten und Themen ebenso. Doch die Diskussionen und Denkanreize nach diesem knackigen Krimi werden wohl interessanter sein als die sich manchmal etwas ziehenden und in den falschen Momenten Aussparungen treffenden 90 Minuten. Hier war mehr drin. Fazit: Ungewöhnliches Spiel mit Macht, Fetischs, Tabus und den Abgründen von uns Menschen. Ein spanisches Skandalfilmchen light. Das sich leider nicht traut in die Vollen zu gehen und seine auf den Tisch gelegten Karten aggressiv auszuspielen. Eher Diskussionsstarter als guter Thriller. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 26.09.2023, 03:17 |
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