John Stockwell’s Körperweltenvon Supernulf | |
Da mich "Turistas" schon interessiert hat, seit ich das erste Mal von ihm hörte, und er jetzt außerdem auf den FFF Nights laufen soll, habe ich ihn mir am Wochenende jetzt doch mal angeschaut. Bemerkenswert an "Turistas" ist sicher schon mal, dass es kaum einen aktuellen Genrefilm gibt, der einhellig so viele schlechte Kritiken erhalten hat. Die 2,7/10 Punkte bei imdb runden das Bild ab. Eines vorab: Keine Ahnung, wie die 2,7 Punkte bei imdb zustande kamen, der Film ist ziemlich gut. Keine 10 Punkte natürlich, aber selbst bei strengster Bewertung sollten 5 Punkte drin sein. Wenn man wie ich keine grundsätzliche Abneigung gegen Filme von John Stockwell hat, kann man durchaus auch noch einen Punkt mehr verantworten. Und hier liegt möglicherweise der Knackpunkt: Ich kann es mir nur so erklären, dass die Zuschauer aufgrund der Thematik und des gelungenen Filmposters einen Streifen à la "Hills have eyes" (Remake) oder die zweite Hälfte von "Hostel" erwarteten. Dabei haben sie aber nicht bedacht, dass "Turistas" von John Stockwell gedreht wurde, und wer Filme des Regisseurs gesehen hat, weiß, was ihn erwartet. John Stockwell’s Idee eines Actionfilms ist "Blue Crush". John Stockwell’s Idee eines Thrillers ist "Into the Blue". Oder anders ausgedrückt: John Stockwell’s Idee eines Films ganz allgemein ist das Ablichten schöner Menschen (bevorzugt braungebrannt und in Bademoden) vor exotischer Naturkulisse. Und warum sollte er daran etwas ändern, nur weil er jetzt den Auftrag erhalten hat, einen knallharten Splatterfilm zu drehen? Es dauert ziemlich lange, bis in "Turistas" der Terror einsetzt, der versprochene Gore kommt. Bis dahin plätschert der Film vor sich hin, die belanglose Handlung wird aber von Anfang an von einer leicht unangenehmen Atmosphäre überschattet, die in Verbindung mit Stockwell’s üblichen Filmingredienzen sehr wirkungsvoll ist und sich schnell auf den Zuschauer überträgt. Und noch lange bevor das erste Blut fließt, wird die Atmosphäre richtig ungemütlich. Teilweise wurde ich an die Stimmung in "The Descent" erinnert. Wobei ich die Kirche im Dorf lassen will: "The Descent" ist natürlich der viel bessere Film. Und wenn es dann auch für den FX-Fan interessant wird, zeigt sich "Turistas" nicht geizig: Die wenigen Gore-Szenen sind heftig und effektiv. So würde beispielsweise die ausführlich gezeigte Vivisektion eines Blondchens (natürlich mit Nabelpiercing und Arschgeweih) jedem Zombiefilm Ehre machen. Insgesamt erfindet "Turistas" das Rad ganz sicher nicht neu, ist aber kompetent inszeniert und schafft es, die von Anfang an düstere Atmosphäre in echten Terror umschlagen zu lassen. Der Film ist meiner Ansicht nach eindeutig effektiver als z.B. "Hostel" oder der neueste Eintrag in die "Texas Chainsaw Massacre"-Serie. Die Wahl für die FFF Nights ist gerechtfertigt, denke ich. Wer allerdings bei den genannten früheren Filmen von John Stockwell Brechreiz verspürte, sollte sich das Geld für das Ticket sparen. | |
Supernulf | 06.02.2007, 08:42 |
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