Nightwatch: Demons Are Forever

In der Nachtschicht steht die Zeit still…?

von Leimbacher-Mario
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Nach fast drei Jahrzehnten kehrt Ole Bornedal zu seinen Wurzeln zurück und schafft mit „Nightwatch: Demons Never Die“ die offizielle Fortsetzung zu seinem Spannungs-Euro-Hit aus den 90s, der ihm damals sogar Tür und Tor zu Hollywood und u. a. einem Remake dort ermöglichte. Nun stellt sich in diesem späten Sequel vor allem die Tochter des damaligen überlebenden Nachtwächter den Fußstapfen und Traumata ihres Vaters, was zu alten Bekannten ebenso wie Monstern führt…

Alte Narben reißen auf

Man soll seine eigenen Wünsche und Erwartungen nicht zu sehr auf Filme und Serien stülpen. Das sollte in den letzten Jahren jeder gelernt haben. Das macht keinen Spaß, keinen Sinn, bringt keinen weiter und ist dem Werk und den Machern gegenüber auch nicht fair. Dennoch komme ich nicht umher, mir „Nightwatch 2“ anders ausgemalt und gewünscht zu haben. Ich hätte wesentlich besser damit leben können, wenn das Ding wieder fast ausschließlich in kalten Kellern, Gängen und Leichenhallen gespielt hätte. Das Endprodukt will das sein, aber auch noch (zu) viel mehr. Ein Krimi, ein Giallo, ein Sequel, eine Vater-Tochter-Story, ein Thriller, ein Slasher, Traumabewältigung und Bewährungsprobe für eine neue Generation, psychologischer sowie blutiger Horror. Man will an klassische Wege anknüpfen sowie gleichzeitig heutigen Sehgewohnheiten genügen. Fans des Originals bzw. Leute, die damals dabei waren, abholen genauso wie die Jugend von heute. Und diese verschiedene Tänze und Facetten setzen sich dann insgesamt nicht ganz perfekt zusammen. Wen wundert's. Zumindest nicht gut genug, um mit seinem Vorgänger zu konkurrieren. Als Thriller von heute kann sich das durchaus sehen lassen. Der Killer bleibt creepy. Das Whodunit funktioniert. Es gibt sie noch, die nächtlichen Spaziergänge zwischen Halogenlicht und steifen Leichen. Viele der bekannten Gesichter von damals kommen zurück. Obwohl da Coster-Waldau zwar mittlerweile das bekannteste Gesicht ist, sich hier jedoch schauspielerisch nicht mit Ruhm bekleckert. Allgemein haben Drehbuch und Inszenierung manchmal den Hang zur Parodie, ob freiwillig oder nicht, was der Spannung natürlich nicht guttut. Ein Film mit hohen Höhen und tiefen Tiefen. Vielleicht wollte da Bornedal zu viel. Gelungen ist ihm dadurch aber ebenfalls genug. Bleibt halt auch was an der Wand hängen, wenn man nur genug dran wirft. Die jungen Darsteller sind z. B. stark, der Soundtrack ist ein wilder Mix und solche gialloartigen, leicht trashigen, sich oft viel zu ernst nehmenden Horrorhits sieht man heutzutage auch nicht an jeder Ecke. Vor allem nach all den Jahrzehnten hätte das durchaus übler in die Hose gehen können. Wahrscheinlich die Art von Film, die Argento in seinem letzten Lebensdrittel gerne dermaßen gekonnt inszeniert hätte…

Fazit: Solider Dänendämonenslasher irgendwo zwischen seinem (legendären und deutlich besseren) Vorgänger, Michael Myers, „Anatomie“ und einem nordischen Giallo? Kann sich in seinen besten Momenten sehen und intensiv spüren lassen. Kommt aber auf die eigenen Erwartungen an.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

05.02.2024, 19:27



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