Ole Bornedal’s TRAUMAvon Herr_Kees | |
Man sollte sich vielleicht Bornedals original NATTEVAGTEN von 1994 nochmal anschauen. Allein die damalige Besetzung hat mittlerweile Seriengeschichte geschrieben – mit GAME OF THRONES (Nikolaj Coster-Waldau), KILLING EVE/DIE BRÜCKE (Kim Bodnia) und THE KILLING (Sofie Gråbøl). Auch Bornedal hat zwischenzeitlich für TV und Streaming gearbeitet, was vielleicht erklärt, warum sein Sequel sich bisweilen wie ein besserer „Tatort“ anfühlt. Aber der Reihe nach: Es ist rund 30 Jahre später. Von der Urbesetzung ist nur Sofie Gråbøl nicht mehr dabei, ihre „Kalinka“ war von den Geschehnissen so traumatisiert, dass sie sich umgebracht hat. Ihr Mann Martin ist ebenfalls traumatisiert, nimmt Pillen und trinkt. Jens ist traumatisiert und hat sich nach Thailand zurückgezogen, um zu saufen und zu vögeln. Seine Ex Lotte ist Vikarin geworden, vermutlich aufgrund des Traumas. Psychopath Wörmer ist nicht tot, sondern blind und, klar – traumatisiert und deshalb in der Klappse. Ulf Pilgaard liefert hier in seinen kurzen Auftritten noch die beste Performance des Films ab. Hauptfigur der Fortsetzung ist jedoch Martins Tochter Emma (Bornedals Tochter Fanny), die den Geschehnissen von damals auf die Spur kommen will, um ihren depressiven Vater zu „heilen“. Wie das bei einem Sequel so ist, müssen natürlich die bekannten und beliebten Elemente des Originals zitiert (oder wie hier: wiederholt) werden. Und so nimmt Emma natürlich ebenfalls einen Job als Nachtwächterin an, auch wenn das nicht wirklich einen Sinn ergibt, das Drehbuch will es eben so. Im Gegensatz zum ersten Film bleibt das Setting der Pathologie hier leider weitgehend ungenutzt, wie überhaupt Atmosphäre und Spannungsaufbau reichlich zu wünschen übrig lassen. Der finale Showdown wird dann so in die Länge gezogen, dass es schon unfreiwillig komisch wirkt: Wenn zum dritten Mal die Klinge des Cutters klickend ausgefahren wird, ist das so, wie wenn in Actionfilmen die Shotgun zum wiederholten Mal dramatisch nachgeladen wird, obwohl noch gar kein Schuss fiel. Die Auflösung ist dann trotz falscher Fährten auch nicht sonderlich raffiniert, schließlich steht ja auch nur ein begrenztes Personal an Verdächtigen zur Verfügung. Fazit: Ein solider Thriller auf TV-Niveau mit bekannten Gesichtern, der leider weder die Spannung noch die kalte ungemütliche Stimmung des Vorbilds erzeugen kann. Man sollte sich vielleicht Bornedals original NATTEVAGTEN von 1994 nochmal anschauen. | |
![]() sah diesen Film im EM, Stuttgart | 05.02.2024, 13:47 |
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