The Dead Girl

"What was it like, finding that dead girl?"

von die_Lachsschaumspeise
Zwischen den Baumreihen einer Obst-Plantage in den Bergen findet eine Frau die verstümmelte Leiche eines ermordeten jungen Mädchens. Diese Entdeckung beeinflusst sowohl das Leben und die Beziehungen der Finderin als auch die von drei anderen Frauen, deren Geschichten in vier lose miteinander verbundenen Episoden erzählt werden. Zuviel zum Inhalt dieser Episoden zu sagen, würde meiner Meinung nach dem Film-Erlebnis seine Intensität nehmen. Jedoch lässt sich sagen, das sowohl neue Beziehungen zwischen vorher einander Unbekannten entstehen als auch alte Bande zerstört und /oder gekappt werden.

In ausgewaschenen Farben präsentiert uns der Film das Bild einer Gesellschaft, in der Ideal / Wunschvorstellung und soziale Realität / Alltag so weit auseinanderklaffen, dass alle Versuche, zwischen Beiden eine Deckungsgleichheit herzustellen, letztendlich scheitern müssen. Zwischen Mikrowellen-TV-Tray-Fraß, öden Shopping Centern und einsamen Telefonzellen an menschenleeren Ausfalls-Strassen verlieren sich die Träume der Protagonistinnen genau so wie die Spuren des "Dead Girl". Ihren Mitmenschen nur schwer vermittelbare Sehnsucht, Kommunikationsunfähigkeit, und der Unwille / die Unfähigkeit, sich das Scheitern der eigenen Träume einzugestehen, bestimmen die Handlungen der Charaktere. Die Auswirkungen von und der Umgang mit Geschlechtermachtverhältnissen werden dabei genauso angeschnitten wie verschiedene Formen von Beziehungen unter Frauen, und die (Un)Möglichkeiten, diese auszuleben. Jedoch legt die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, nie eine Vorverurteilung nahe, es liegt an den Zuschauenden, sich im Kopf ein Bild zusammenzusetzen und zu verstehen versuchen. Die Handlungen der Frauen bleiben alle nachvollziehbar und werden schlussendlich auch in ihrer Tragik und Schockhaftigkeit verstehbar.

Die abschliessende Episode schildert den letzten Tag im Leben der Ermordeten. Die Tat selbst wird nicht gezeigt, auch ihre näheren Umstände nicht. Die soziale Tristesse, in der die Menschen Jede_r für sich mit ihren Unvollkommenheiten, Hoffnungen und Traumata leben, ist dabei aber im Laufe des Films so deutlich geworden, dass Eine_n Motive und Topoi des Films noch lange nach dem Verlassen des Kinosaals beschäftigen.

Ein in all seiner Traurigkeit tief bewegender, anrührender Film, mit einer absoluten Ausnahme-Besetzung, die so unglaublich gut spielt, wie ich das in der Gesamtheit der cast bei einem Film schon lange nicht mehr erlebt habe. Brittany Murphy als impulsiv-traumabeladene Neo-Goth-Sexarbeiterin liefert hier die wohl beste Vorstellung ihrer an Höhepunkten nicht gerade armen Karriere ab, und auch die wunderbare Toni Collette als verhuschte Tochter einer herrschsüchtigen Übermutter, sowie Rose Byrne als emotional eingekapselte Pathologin, Mary Beth Hurt als sozial vereinsamte Ehefrau, Kerry Washington als Mitbewohnerin und Geliebte der Toten, und Marica Gay Harden als gutbürgerlich-verzweifelte Mutter legen hinreissende und noch lange hängenbleibende Ausnahme-Performances hin.

Harter Tobak, auf jeden Fall, und nichts für Popcorn-Kino-Fans. Wer aber aussergewöhnliche, ruhig erzählte und tief bewegende sowie zum Nach- und Weiterdenken anregende Filme mag, sollte sich "The Dead Girl" nicht entgehen lassen.
die_Lachsschaumspeise
sah diesen Film im Cinemaxx 1, Hamburg

31.03.2007, 06:35



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