Unpromising Young Womanvon Herr_Kees | |
Sayaras leicht verrückte und masochistisch veranlagte Schwester lässt sich mit den falschen Männern ein und muss dafür bezahlen. Sayara, die als kleines Kind vom Vater in dubiosen Kampfkünsten unterrichtet wurde, schneidet sich die Haare ab und begibt sich auf einen gnadenlosen Rachefeldzug. Beim Betrachten von SAYARA muss die kritische Frage erlaubt sein, mit welcher Absicht dieser Film gemacht wurde. Reine Unterhaltung ist es sicher nicht. Es gibt schließlich bereits zahlreiche harte „Rape & Revenge“-Streifen, auch wenn hier die Rache mal nicht vom Opfer selbst ausgeübt wird. Ja, SAYARA ist brutal, und zwar unangenehm brutal, ohne wirklichen kathartischen Effekt. Aber reicht das? Sollte es eine Kampfansage gegen Patriarchat und toxische Männlichkeit sein? Auch hier ist der Film etwas late to the party, 2020 sorgte Emerald Fennell mit ihrem PROMISING YOUNG WOMAN für einen größeren Schlag in der Magengrube – nahezu komplett ohne Blutvergießen. Einen Martial-Arts-Film wollte Regisseur Can Evrenol drehen, doch Martial-Arts gibt es hier nicht zu sehen, lediglich ein paar Bodengriffe und Hebel, der Rest ist schneller Schnitt und Gymnastik-Workout. Auch über die Rolle der Frau in der türkischen Gesellschaft lernt man nicht mehr, als man schon weiß. Der Film ist kaum spannend, denn von Beginn an ist klar, was im nächsten Schritt passieren wird, lediglich der Showdown läuft ein klein wenig anders als erwartet, macht dann aber auch keinen wirklichen Sinn, da Sayara auf ihrem gewalttätigen Egotrip letztlich potenziell das Leben ihrer Mutter aufs Spiel setzt, doch da läuft auch der Abspann schon. Wie bei Regisseur Evrenol (BASKIN) befürchtet, nutzt er das Subgenre mal wieder lediglich exploitativ aus typisch männlicher Perspektive und interessiert sich nicht für Subtext oder Botschaften. Aber das können andere auch besser. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 12.09.2024, 23:51 |
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