Keine Schlaftablettevon Leimbacher-Mario | |
Es ist für mich immer wieder schockierend, wie schnell und bei geringstem Gegenwind heutzutage Beziehungen & sogar Ehen hingeworfen werden. Ein fatales Zeichen einer Zeit und Generation ohne Geduld, ohne Widerstandskraft, ohne Beständigkeit und Loyalität. Ohne echte Liebe eventuell sogar, könnte man böse deuten. Und sozial und gesellschaftlich ist genau das Thema in „Sleep“, einem aktuellen koreanischen Grusler: Was stehst du mit deinem Partner durch? Wie weit gehst du, um Hürden, Hindernisse und Horror mit ihm zu überwinden? Was ist, wenn dieses Unbehagen gar von ihm (oder ihr) ausgeht? Und was machst du, wenn er nachts schlafwandelt und gefährliche Dinge tut, für sich selbst, dich, eurer Haustier und Kind? Ist das Krankheit, Zustand oder gar mysteriös mehr? Teamwork makes the Dream work! Man erkennt mit einigermaßen geschultem Auge und Filmgefühl schnell, ob es ein neuer Regisseur und sein (erstes) Werk drauf haben. Bei „Sleep“ merkt man in den ersten Minuten, dass Jason Yu ein Gespür für Spannungen, für Hintergründe, für Unterschwelliges, für gutes Filmemachen hat. Kompetent, konzentriert, (positiv) kalkuliert. „Sleep“ packt einen sehr schnell am Schlafittchen. Nicht komplett meisterhaft oder kaum auszuhalten, aber interessant und versiert genug, um schnell im Geschehen, bei den Figuren, im Spannungsbogen zu sein. Dazu gute Darsteller, etwas schwarzer Humor und einige Erinnerungen an beste J-Horror-Zeiten à la „Shutter“ (obwohl der ja glaube ich sogar aus Thailand kam). Das funktioniert sowohl auf einer Geister- wie gesellschaftlich-partnerschaftlichen Ebene. Man muss gar kein allzu purer Gruselenthusiast sein, um hier Spannendes mitzunehmen und zu fühlen. Auch für eigene Beziehungen, Ehen, Zwischenmenschliches. Das Ende ist dann etwas plakativ und für meinen Geschmack zu eindeutig - aber jedem das Seine. Insgesamt ist „Sleep“ ein verheißungsvolles Regiedebüt zwischen Hitchcock, Woody Allen und Asiagänsehaut. Mich hat die komplizierte Beziehungskiste aber mehr bekommen als der Geisterkick. Nur ein paar zeitliche Sprünge und Auslassungen in der Story wirken auf mich recht plötzlich, deplatziert, nicht allzu gut oder logisch durchdacht. Fazit: Szenen einer Schlafwandlerehe… Spannend, sprunghaft, solide. Reißt keine Bäume aus, aber macht auch wenig falsch. | |
Leimbacher-Mario | 14.09.2024, 14:09 |
Weitere Informationen (externe Links): | |||||