In deinen Träumen hört dich niemand schreienvon Alexander | |
Ich sage es ja schon seit vielen Jahren: Die wunderbarsten Filmperlen werden auf dem „Fantasy Filmfest“ häufig auf den frühen Nachmittags-Programmplätzen versteckt. Meine Erwartungshaltung an diesen Hongkong-Film war eigentlich gering; umso größer die Überraschung, so ein intensives Filmerlebnis bereits um 16:00 Uhr in der Frankfurter „Harmonie“ präsentiert zu bekommen. Taxifahrer Choi San-Keung leidet unter schrecklichen Alpträumen, die von Regisseur Nick Cheung in surrealistischen und teils schockierenden Bildern, einem miesen LSD-Trip gleich, auf die Leinwand projiziert werden. Der Arzt und Psychologe Dr. Man möchte ihm helfen, und fördert im Zuge dieses grandios bebilderten Dramas, Schicht um Schicht der leidvollen Vergangenheit von Choi zu Tage. Dabei werden die unheilvollen Traumbilder geschickt mit den unbewältigten Erfahrungen der zwei Protagonisten verwoben, die beide von ihren ganz eigenen Dämonen gemartert werden... Einmal mehr wird die vibrierende Stadt Hongkong, in der ich selbst schon lebte und arbeitete, in teils wunderschönen, aber auch erschreckend düsteren Bildern abgebildet, dient hier als perfekte Kulisse für einen der abgründigsten Psychothriller, den ich in den letzten Jahren sehen durfte. Was beginnt wie ein in psychedelischen Traumsequenzen zu versinkender Mystery-Film mit teilweise derbe inszenierter Horror-Ästhetik, zu Anfangs aber auch mit dem ein oder anderen humorvollem Einsprengsel versehen, entwickelt sich im Zuge seiner Handlung zu einem düsteren und melancholischen Drama, das seine Geschichte in eine vollkommen unerwartete und absolut unvorhersehbare Richtung lenkt. Der aufmerksame und geduldige Zuschauer wird im letzten Drittel des Films mit schwer zu verdauenden Plot-Twists ebenso überrascht als auch gefordert, sowie mit beeindruckenden Bildern belohnt, die man nicht häufig im Hongkong-Kino erleben darf. Der titelgebende Broadway-Song „Peg O‘ My Heart“ von 1913 dient dabei als melancholische Untermalung für die Schicksale einiger Menschen, die irgendwann einmal falsch abgebogen sind, und mit den Dämonen der Vergangenheit einfach keinen Abschluss finden können. Der Film ist wahrscheinlich einer der für mich persönlichsten Beiträge auf dem FFF seit sehr langer Zeit und hat mich emotional voll erwischt. Auch deshalb gebe ich diesmal die Höchstpunktzahl bei der Bewertung. | |
Alexander sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 19.09.2024, 20:07 |
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