Style over Substancevon Alexander | |
Über den Film wurde bereits so viel geschrieben, dass es einem fast schwerfällt, als Festivalgänger der diesjährigen Abschluss-Stadt Frankfurt noch seinen Senf dazuzugeben. Selbst die FAZ musste sich mal wieder dazu hinreißen lassen, einen seitenlangen Bericht zu dem Film zu schreiben, der mal wieder eher einer Nacherzählung gleicht. Was stimmt mit deren Kritikern eigentlich nicht? Aber egal. „The Substance“ sieht aus, als hätte sich Kubrick an einem Script von Cronenberg abgearbeitet. Unfassbar wie hier Settings und laaange Kameraeinstellungen, die beide vollkommen aus der heutigen Zeit herausgefallen zu scheinen, an Kubrick erinnern. Beeindruckend, wie der Bodyhorror, den ich persönlich „ekliger als Alien“ empfand, an Cronenberg erinnert. Aber diese Vergleiche sind durchaus als dickes Lob gemeint. Woran es dem Film mangelt, ist dann Tiefe in der Handlung. Regisseurin Coralie Fargeat legt den Schwerpunkt vielleicht einfach zu sehr auf die von ihr kritisierte Oberflächlichkeit Hollywoods, stellt Optik und akustische Akzente so sehr in den Vordergrund, dass man angesichts der durchaus beeindruckenden Bilder und Soundeffekte mitunter vergisst, das da eigentlich genauso wenig Handlung unter der Oberfläche ist, wenn man an ihr kratzt, wie eine Seele in der von Fargeat kritisierten Hollywood Maschinerie. Das führt zu einer vielleicht unbeabsichtigten Redundanz und Oberflächlichkeit, die sich leider relativ schnell abnutzt und langweilig wird. Denn wirklich alles ist vollkommen „over the top“ und repetitiv inszeniert, der Film legt es primär drauf an, den Zuschauer mit den immer gleichen krassen Bildern und hypnotischer Musik zu beeindrucken und zu schockieren, der Rest ist dann eigentlich Nebensache und dient nur als Alibi für eine überlange Abfolge vollkommen absurder, wenn auch extrem unterhaltsamer, mitunter durchaus sozialkritischer Szenen, in denen auch der „bad old white man“ dem Zeitgeist entsprechend, mal wieder so richtig schlecht wegkommt. Und Demi Moore ist einfach immer noch zu hübsch. Und ich gratuliere ihr zu ihrem Mut, in so einem Wahnsinn mitzuspielen. Ja, sie ist sogar SO hübsch, dass man kaum begreifen mag, dass man sie für ihre Aerobic Show durch eine jüngere Nachfolgerin austauschen möchte. Aber natürlich machen beide Actricen ihre Sache in dem Film mehr als nur gut, bieten Eyecandy vom Feinsten. Doch irgendwann hat man dann halt auch genug „tits & ass“ gesehen und worauf die ganze Chose hinauslaufen wird, lässt sich eben schon nach einer guten Stunde erahnen. Zum Ende eskaliert „The Substance“ dann völlig und vertreibt wahrscheinlich auch den Teil des Publikums, der den Film als sozialkritischen, feministischen Beitrag goutieren wollte. Der Rest hat hoffentlich Kotztüten mitgebracht. Alles in allem fühlte ich mich zwar extrem gut unterhalten, aber das macht „The Substance“ für mich noch nicht zu einem extrem guten Film. | |
Alexander sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 19.09.2024, 20:58 |
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