The Wasp

Bad Bitches, Bitching Badly

von Alexander
„The Wasp“ war für mich definitiv nicht der sehnlichst erwartete, wendungsreiche Thriller, als der dieser Film angekündigt wurde. Zu gerne hätte ich, als absoluter Fan britischer crime-movies, mal wieder so einen Beitrag verkostet. Doch konnte mich das Gebotene dennoch beeindrucken.

Der Film fängt an wie eine Mischung aus Sozialdrama in the lines of „Rich upper class gal meets cogney east london slut“. Und dies wäre vielleicht auch ein gar nicht mal zu verkehrter Alternativsubtitel für diese Mischung aus Kriminalfilm und Sozialstudie, fokussiert sich „The Wasp“ doch während seiner gesamten Spielzeit auf die Beziehung zweier ehemaliger Schulfreundinnen, die vom sozialen Status nicht unterschiedlicher sein könnten.

Rückblenden und Zeitsprünge vermögen der Geschichte dann kleine Twists und Würze zu verleihen. Und obwohl der Film relativ kurz ist, schaffen es die Flashbacks der Protagonistinnen, der Erzählung Tiefe zu verleihen. Das erinnert manchmal an Geschichten von Patricia Highsmith, findet aber niemals zu deren Klasse.

Man mag versucht sein, sich an den auf dem Filmfest gezeigten „Highsmith“ Klassiker „Ripleys Game“ zu erinnern, doch solche Gedankensprünge verfangen sich dann schnell im tiefen Gras der Kriminalfilmgeschichte und erreicht deren Tiefe in diesem Film leider nie. Dennoch ist der Kern von „The Wasp“ wesentlich gemeiner und subtiler und nicht so schnell zu begreifen, wie man zu Anfangs denkt.

Eigentlich wohnen wir einem recht redseligen Kammerspiel bei, das sich mehr in die Richtung eines Frauendramas entwickelt, denn eines „Thrillers“. Das Setting krankt an Abwechslung, visuelle Schauwerte sind hier nicht zu erwarten. Doch über allem wabert beständig dieser undurchdringliche Nebel des Zweifels. Und dies entzückt den Krimifan dann halt doch.

Zumindest kann man dem Film nicht vorwerfen, sein Ende wäre leicht vorhersehbar, und dies allein ist für mich bei solchen Filmen bereits die halbe Miete. Nichts ist schöner als ein Film, der einen zu überraschen vermag. Und so konnte bei mir auch „The Wasp“ zumindest in diesem Bereich mehr als nur punkten, egal ob das Ende für mich nun nachvollziehbar oder im weitesten Sinne „sinnvoll“ gewesen wäre.

Für Freunde angedüsterter Kriminal- und Sozialdramen eine echte Empfehlung. Denn das hier ist nichts für das Sonntag-Abend-Programm. Es ist viel besser.

„London calling to the faraway towns
Now war is declared, the battle come down
London calling to the underworld
Come out of the cupboard, you boys and girls „

London Calling, The Clash, 1979.
Alexander
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

20.09.2024, 01:49



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