Dream a Little Dream of mevon D.S. | |
Visuell sehr interessant gestalteter, jedoch unnötig kompliziert erzählter Mystery-Thriller, der am Ende eine äußerst simpel gestrickte, gar biedere Story offenbart. Was schade ist, denn zunächst konnte er mich sehr wohl fesseln: Mit dem häufigen Wechsel von Erzählperspektiven und im Zentrum des Geschehens stehenden Protagonisten gelingt es ihm, Neugier zu wecken – und mit regelmäßig eingeschobenen, meist recht brachial daherkommenden Albtraumsequenzen sorgt er für ein fiebriges Erleben. Letztere sind größtenteils mit den Mitteln des Experimentalfilms umgesetzt, zum Teil allerdings eher mit solchen eines studentischen Experimentalfilms. Während die Geschichte auf diese Weise aufgebaut wird, als würde sie weiß Gott welche Offenbarungen und Enthüllungen bereithalten, entpuppen diese sich schließlich leider jedoch als recht banal und frühzeitig vorhersehbar. Mehr noch: In der ersten Hälfte des Films immer wieder angedeutete oder auch auserzählte Erinnerungen von sowohl unserer Hauptfigur, dem hilfsbereiten Psychiater Dr. Man, als auch von seinem Patienten, dem psychotischen Taxifahrer Choi San-keung (Regisseur Nick Cheung höchstselbst), werden im letzten Drittel noch einmal in epischer Breite als Rückblenden vorgeführt. Absolut überflüssig – genau wie das Cameo von Andy Lau, das keinerlei Relevanz für die Handlung hat. Sondern vermutlich schlicht für etwas Star-Power sorgen sollte. Am Ende ist es eine schon hunderttausendfach erzählte Geschichte um Schuld und Sühne, die uns hier kredenzt wird, alles andere als frei von Kitsch und schlichter Moral – und damit auch geplagt von einer inkonsistenten Tonalität. Bösartig könnte man fast meinen, die teilweise visuelle Wucht und die kompliziert gehaltene Erzählweise seien auch deshalb eingesetzt worden, um die Simplizität dieser Geschichte zu überdecken. Das Überdecken gelingt der Inszenierung bis zum letzten Drittel allerdings gut, die Handlung gestaltet sich zunächst spannend und stilvoll genug, um einigermaßen zu befriedigen. Zudem ist es schön, mal wieder einen Film aus Hong Kong zu sehen, der nicht auf die üblichen, klischeehaften Schmutz-und-Glamour-Bilder aus Kowloon und Hong Kong Island zurückgreift: stattdessen spielt die Geschichte größtenteils in deutlich seltener bespielten Gegenden wie Tuen Mun und dem North District. Trotz einiger Schwächen reicht es für mich deshalb noch für 6,5 von 10 Punkten. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 20.09.2024, 02:29 |
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