The Well

Well, well, well

von D.S.
In seiner kurzen Begrüßung vor Beginn der Vorstellung warnte der in Frankfurt anwesende Regisseur Fede Zampaglione nahezu entschuldigend, es handle sich hier um Italo Horror – man solle sich also auf „alles Mögliche“ gefasst machen (und, das ließ sich heraushören, besser nichts zu ernst nehmen). Auf letztere Idee würde vermutlich ohnehin niemand kommen, der sich diesem Old-School-Schinken mit handgemachten Effekten hingibt.

Stark an Fulci angelehnt, ohne jedoch jemals dessen Intensität und Schockkraft zu erreichen, werden wir durch zwei Handlungsstränge geführt, die über lange Zeit hinweg ohne konkrete Berührungspunkte parallel verlaufen, erst im letzten Drittel zusammenkommen: In der Haupthandlung verfolgen wir die junge Amerikanerin Lisa (Lauren LaVera, TERRIFIER 2 und 3) dabei, wie sie 1993 im Anwesen ihrer Auftraggeberin ein gewaltiges Bild restauriert, das seit einem Brand vollständig mit einer dicken Rußschicht überzogen ist. Das ist alles andere als spannend umgesetzt, vielmehr rast die Fremdscham, da die meiten Protagonisten unbeholfen wirken und/oder sich in Overacting ergehen. Gerade Frau LaVera tut ihrer gerade im Anfangsstadium befindlichen Scream-Queen-Karriere hier nicht unbedingt einen Gefallen: Ausufernd leiden und schreien wie in TERRIFIER kann sie gut, schauspielern … sagen wir mal, nicht ganz so gut.

Zumindest für Genrefans interessanter ist der zweite Handlungsstrang, in dem eine Gruppe amerikanischer Naturfilmemacher, die Lisa bei ihrer Anreise kennengelernt hatte, von einem monströsen Kerkermeister gefangengehalten, gefoltert, geopfert werden. Hier nämlich werden uns zahlreiche hübsch derbe Effekte geboten, die aus dem zuvor induzierten Stupor herausreißen.

Ich habe durchaus nichts gegen schmutzige, klassische „Videotheken“-Filme. DEMONI 1 und 2 zum Beispiel haben mich geprägt, Fulcis Meisterwerke sind unvergessen. THE WELL jedoch liefert vornehmlich gähnende Langeweile – viel Party zu feiern ist hier einfach nicht, darum fällt die mitunter ausgeprägte Blödheit des Geschehens unangenehm auf. Zampaglione wirkte live ausnehmend sympathisch, und man muss ihm auch zur Chuzpe gratulieren, sowohl seine Ex-Frau (die noch halbwegs überzeugende Claudia Gerini, JOHN WICK 2, als „Duchess“) als auch seine Tochter (Linda Zampaglione als „Giulia“) im Cast unterzubringen. Mehr als 4 Punkte ist das Ganze für mich insgesamt dennoch nicht wert.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

20.09.2024, 02:58



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